Galle

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Galle, Gallapfel, Eichapfel, Blattgalle (mhd. galle = flüssigkeitsgefüllte Geschwulst an Sehnen und Gelenken des Pferdefußes; über frz. gale v. lat. galla = kugeliger Auswuchs; mhd. laubapfel, aychöpfel; mlat. Galga nux, Galiqua; wiss. Gallae quercinae). Wegen ihrer kugeligen Form so bezeichnete Wucherungen an der Unterseite von Blättern vor allem junger Eichentriebe, hervorgerufen durch das Gelege von befruchteten Eiern der Eichenblattwespe. Die Blattgallen erreichen zur Erntezeit im August/September eine Größe von bis zu 2 cm Ø und enthalten Gallussäure sowie die Gerbsäure Tannin. Ein Absud von gemahlenen Eichengallen wurde zum Gerben verwendet und ergibt – mit Zusatz von Eisen- oder Kupfersalzen – eine blau- bis tiefschwarze Farblösung. Diese wurde zur Herstellung von Schreibtinte benutzt, wie sie schon im 3. Jh. v.u.Z. in Byzanz bekannt gewesen ist und auch im Mittelalter gebräuchlich war (Esengallus-Tinte s. Tinte).

Konrad von Megenberg (14. Jh.) berichtet von einem Wetterorakel um die Larve im Inneren der Galle: “… wan findent si (die wetersager) daz würmel mitten in dem laubapfel, so kümt ain scharpfer winter … wenn aber daz würmel an dem end ist, so kümt ein sanfter winter.” Einem anderen Orakelspruch zufolge bedeuten leere Gallen zum Jahresbeginn ein großes Sterben.

Der Macer floridus, ein Herbarium aus dem 12. Jh., berichtet von griechischen Ärzten, dass sie Lauch mit Galläpfeln denjenigen Kranken verordneten, “die Blut speien und auswerfen”.

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