Gallus

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen“ auf 111 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Gallus (lat. Gallus = der Kelte; um 550 – 640, hl.). Im nordirischen Kloster Bangor ausgebildeter un von seinem Mitbruder Columban zum Priester geweihter Wandermönch und Missionar. Er zog als einer der zwölf Begleiter des Columban um 590 nach Gallien, um dort den christl. Glauben zu verbreiten. Nachdem sie dort mehrere Klöster gegründet hatten, fuhren sie 610 rheinaufwärts nach Alemannien, wo sie sich am Lacus Brigantinus (Bodensee) bei dem heutigen Bregenz niederließen. Gallus machte sich die ortsansässigen Heiden zu Feinden, indem Götzenstandbilder in den See warf, um deren Machtlosigkeit zu beweisen. Columban floh daraufhin nach Italien, Gallus fand im Hochtal der Steinach einen sicheren Ort, um eine Einsiedlerklause zu errichten. Dort vollbrachte er Heilungswunder und geschahen wundersame Begebenheiten mit Tieren: ein Otter habe ihm beim Fischfang geholfen und ein Bär Feuerholz herbeigeschafft. (Gallus hatte den Bären von einem in die Tatze eingetretenen Dorn befreit und sich so gefügig gemacht. Der Bär sollte später zum Wappentier der Stadt St. Gallen werden.) Gallus konnte die Heiden der Gegend durch seine schlichte Lebensweise gewinnen und dadurch, dass er mehrere Heilungswunder vollbrachte und dass er für seine Predigten die Volkssprache erlernt hatte. Bis zu seinem Tod im hohen Alter von über 90 Jahren blieb er als Glaubensbote tätig. Er fand sein Grab in dem Kirchlein neben seiner Klause – ein sicheres Zeichen dafür, dass er im Volk schon als Heiliger betrachtet wurde. Als seine offizielle Heiligsprechung gilt die Elevation des Leichnams durch den Konstanzer Bischof Boso und die Beisetzung in einem Sarkophag. Um 720 ließ ein Priester namens Otmar neben der alten Zelle des Gallus ein Kloster erbauen, das er nach diesem St. Gallen benannte.

Die Legende um das Leben und Wirken des Gallus („Vita Galli“) entstand in einer ersten Fassung im 7. Jh. Diese wurde im 8. Jh. im Kloster Reichenau überarbeitet und fand durch Wetti und Walahfrid Strabo im 9. Jh.ihre bekannteste Version. Von der großen Popularität des Heiligen geben viele Galluskirchen und -kapellen in der Schweiz, in Süddeutschland und in Österreich Zeugnis, ebenso die vielen Bauernregeln, die an seinen Gedenktag, den 16. Oktober, gebunden sind.

(s. St. Gallen)

Nach oben scrollen