Gartenbau

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Gartenbau. Der Anbau von Gemüse, Obst, Beeren, Küchenkräutern, Heilpflanzen und Blumen auf eingehegtem, hausnahen Gartenland wurde nach den Wirren der Völkerwanderungszeit, also etwa ab 500, wieder kultiviert. Beispielgebend waren dabei die Klöster, Königs- und Fronhöfe des FMA., bei denen sich regelmäßig ein Gemüsegarten (hortus: s. Gemüse) und ein medizinischer Kräutergarten (herbularius) befand (s. Klostergarten). In karolingischer Zeit kamen zahlreiche Gartenpflanzen aus Italien in andere Gegenden des Frankenreiches, so Zwiebeln, Schalotten, Koblauch, Porree, Sellerie, Rüben, Mangold, Kohl, Kohlrabi, Pastinak, Lattich und Rettich. Aus dieser Zeit haben sich Strafgesetze wegen Obstbaumfrevels, Pflanzlisten und Gartenpläne erhalten. Von den Erträgen des bäuerlichen Hausgartens war der Kleinzehnt (Etterzehnt) zu entrichten. Im Hochmittelalter nahm der Gartenbau eine weitaus bedeutendere Stellung ein; unter Garten wurde nicht mehr allein der Hausgarten (Küchengarten), Kräutergarten oder Kreuzgangsgarten verstanden, sondern Feldstücke von bis zu 2-3 ha, die aus der üblichen Fruchtfolge und Brachordnung ausgegliedert waren und zum Anbau von Feldgemüsen und Handelspflanzen dienten (Gärten, Bündten, Bifänge). Aus Zehntlisten erfährt man, was angebaut wurde: Erbsen (erbeiz, arwiz), Linsen (linsenkorn), Bohnen (bone), weiße Rüben (rüebe), Gurken (slaw.), Flaschenkürbis (cucurbita), Lauch (loik), Kohl (kol), Kresse (kerse), Knoblauch (knufloic), Petersilie (petercilie), Zwiebeln (zipolle) und Färberwaid (aus dem ein blauer Farbstoff gewonnen wurde). Paläo-ethnobotanischen Befunden zufolge wurde an Beerenobst gehalten: Schwarzer Holunder, Attich, Brombeere, Himbeere, Kratzbeere, Erdbeere, Weinrebe, Waldbeere, Weißdorn. An Steinobst zog man Kirsche, Pflaume, Pfirsich, Schlehe, Zwetschke, an Kernobst Birne, Apfel und Mispel. Im Spätmittelalter nahm die Produktion von Hanf, Flachs, Buchweizen und Hopfen stark zu. Krapp (Färberröte) wurde um Speyer, Raps und Rübsen (Rübsamen, Rübenreps) besonders in Thüringen angebaut. Intensiven Gartenbau gab es bei Bamberg, Nürnberg, Weimar, Breslau und Frankfurt/M. In den Städten entstand der Beruf des Gärtners (mhd. gartenaere, gertner; mlat. hortulanus, hortularius). Als erste Gärtnerzunft gilt die von Basel (1268), gefolgt von Augsburg (1276), Mainz (1332), Zürich (1336), Straßburg (1351), Frankfurt a.M. (1355), Hildesheim (1365) und Lübeck (1370).

Fachliteratur zum Gartenbau verfassten u.a. Walafried Strabo (“Hortulus”), Hildegard von Bingen (“Physika”), Albertus Magnus (“De Vegetabilibus”), Petrus de Crescentiis (“Opus ruralium commodorum”) und ein Franke namens Gottfried (von dem ein Buch über Baumveredelung oder “Pelzen” stammt). In Augsburg wurden 1415 die Magistri pomi (Pelzer) dem Stand der freien Künstler zugezählt (s. pelzen).

Bäuerliche Hausgärten dürften – zeitgenössischen Bildern zufolge – in Hausnähe und zum freien Feld hin gelegen haben. Bürgerliche Hausgärten lagen anfangs im Freigelände hinter dem Haus. Nachdem diese Freiflächen zunehmend der Bebauungsverdichtung zum Opfer fielen, verlegte man im Spätmittelalter die Gärten auf die Freiflächen zwischen Stadtmauer und vorgelagertem Wall oder nach außerhalb des Walls, wo sie die Stadt bald ringförmig umgaben.

(s. Beet)

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