Gasthäuser

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Gasthäuser (mhd. gasthus, hereberga; mlat. hospitium, diversorium, domus, fondacum). Vom 10. Jh. an wurde die herkömmliche Form der unentgeltlichen ® Gastfreundschaft von Stätten kommerzieller Gastlichkeit abgelöst. Derartige Gast-Stätten entstanden vom 11./12. Jh. an in steigender Zahl, und nahmen bis zum Spätmittelalter auch an Größe und Komfort zu. Neben Tavernen, die Speisen und Getränke verkauften, gab es Herbergen, in denen die Übernachtungsgäste ihre Verpflegung selbst mitbringen mussten. Der vollausgebildete Typ des Gastwirtshauses, in dem gegen Entgelt sowohl Beherbung als auch Verpflegung geboten war und das sich durch Namen und Schild eindeutig kenntlich machte, entstand um die Wende vom 13. zum 14. Jh. Es lassen sich drei Kategorien unterscheiden: Gasthäuser für vornehme Reisende zu Pferd, Gasthäuser für Fuhrleute und Maultiertreiber und solche für Reisende zu Fuß. Gasthäuser fanden sich in größeren Ortschaften, in Marktflecken oder Städten, da sie von Durchreisenden allein nicht genügend Gewinn hatten und auf ortsansässige Kundschaft angewiesen waren. Nur in den großen Hafenstädten oder in Handelszentren konnten Gastwirte ausschließlich vom Durchgangsverkehr leben.

Zur Ausstattung eines Gasthauses gehörten wenigstens Küche, Speise- und Schlafraum. Auf Abort und Waschraum wurde bis zum Ende des Mittelalter verzichtet. Man verrichtete seine Notdurft im Stall oder bei der Dungstätte, noble Reisende bedienten sich des Nachtgeschirrs („Kammertopf“). Sofern man sich waschen wollte, ging man an den Hofbrunnen oder ließ sich als vornehmer Reisender ein Schaff mit Wasser bringen. Nicht jedes Gasthaus bot fertige Speisen, der Gast tat gut daran, Lebensmittel mit sich zu führen, die er in der Herbergsküche selbst zubereiten konnte. Man schlief in Betten, die – ungeachtet des Standes und Geschlechts – mit zwei oder mehreren Personen belegt waren und zu mehreren in einer Kammer standen. Das Bettzeug bestand aus Matratze, Laken, Kopfkissen und, je nach Jahreszeit, leichten Decken oder Fellen. Im übrigen schlief man nackt und erfreute sich der Körperwärme seines Bettgenossen. Der hygienische Standard der Schlafstätten dürfte eher bescheiden gewesen sein und war für die Ausbreitung infektiöser Krankheiten, aber auch für die Immunisierung der europäischen Bevölkerung mitverantwortlich.

Im Spätmittelalter wurden die Gasthöfe umfänglicher. Neben der eigentlichen Herberge fanden sich Ställe und Lagerschuppen, Wagenremisen, Brau-, Back- und Schlachthaus. Gelegentlich konnte man schon „heimliche Orte“ und nach Stand oder Vermögen getrennte Speise- und Schlafzimmer finden. In großen Gasthöfen gab es nach Geschlechtern getrennte Schlafsäle und getrennte offene Feuerstellen zum Aufwärmen für Männer oder Frauen.

Sma. Gasthäuser waren, wie auch die Wohnhäuser, durch Namen kenntlich gemacht. Diese konnten auf heraldischen Zusammenhängen beruhen („Zum Adler“, „Zum Bären“, „Zum Löwen“, „Zum Riesen“, „Krone“), auf die jeweilige Lage Bezug nehmen („Zur Linde“, Zum scharfen Eck“) auf historische oder legendäre Ereignisse zurückgehen („Zum Sternen“, „Drei Könige“), vom Beruf der Stammkundschaft herkommen u.a.m. (Die Namen der Gasthäuser sind, wie die der Apotheken, im Gegensatz zu denen der Bürgerhäuser, erhalten geblieben.)

Im 15. Jh. wurde es den Wirten zur Pflicht gemacht, die Obrigkeit über Zahl, Namen und Herkunft der Gäste, sowie über Vergehen und verdächtige Reden zu informieren.

(s. Hospiz, Taverne, Trinkstube)

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