Geier

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Geier (mhd. gir = der Gierige; lat. vultur, vulturius). Vögel aus der artenreichen Familie der Greifvögel, zu der auch Adler, Bussarde, Weihen, Habichte und Sperber gezählt werden.

Die In Mitteleuropa am häufigsten vorkommende Geierart ist der Bart- oder Lämmergeier (Gypaetus barbatus), so benannt nach dem schwarzen Federbehang unter dem Schnabel bzw. nach seinem schlechten Ruf als Lämmerdieb. (Der verleumderische Name beruht auf der Beobachtung, dass der Vogel zwar Schafherden folgt, aber nur, um gefallene Tiere, Totgeburten oder Nachgeburten zu fressen.) Er ist mit einer Körperlänge bis 1,15 m und einer Spannweite bis 2,90 m der größte Vogel Europas, lebt in den Hochlagen der Alpenregionen, ernährt sich hauptsächlich von Aas, greift aber auch lebende Beute (Hasen, Murmeltiere, Schlangen, Jungtiere von Steinböcken, Tauben u.a.m.). Zu seinem Fressverhalten gehört, dass er seine Beute oder größere von deren Knochen aus großer Höhe auf felsigen Boden fallen lässt, um die Knochen zu zerbrechen, die seine Hauptnahrung sind. Weil er sich auch kleine Kinder holen sollte, wurde er schon im Mittelalter bejagt und beinahe ausgerottet.

Nach antikem Aberglauben leben Bartgeier hundert Jahre lang, haben einen scharfen Geruchssinn, der eine Witterung von Aas noch über Meere hinweg aufnimmt. Das Weibchen empfange ohne Begattung und gebäre lebende Junge.

Im Mittelalter glaubte man, dass dem alten Vogel der Ober- über den Unterschnabel wachse, sodass er nicht mehr fressen kann und verhungern muss. Durch das Verbrennen von Geierfedern würden Schlangen vertrieben, Amulette aus dem Geierherz schützten von Giftschlangen, wilden Tieren und Dämonen.

Die mittelalterliche Volksmedizin kannte Heilanzeigen für Arzneimittel aus allen Körperteilen des Vogels. Ein Pulver, gebrannt aus Augen und Schnabel vertreibe Zahnweh, der Balg (mhd. girenhout) auf die Magengegend gelegt, helfe der Verdauung, das Herz sei gegen katarrhalische Erkrankungen einzunehmen, die Leber sei gut gegen Gelbsucht und für die Liebeskraft, das Blut helfe gegen die Gicht, Galle vertreibe die Fallsucht und vieles Anderes mehr.

Als einzige Gegenanzeige findet sich die Anweisung Hildegards von Bingen, Geierfedern (pennae Vulturis) nicht für Kissenfüllungen zu verwenden. – Verhasst waren Geier – wie Raben und Krähen auch – als leichenschänderische Begleiter der Schlachtfelder. In Erwartung üppiger Mahlzeit folgten sie den Heerzügen als böse Vorboten.

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