Geld

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Geld (mhd., ahd. gelt = Zahlung, Wert; seit dem 14. Jh. mit der Bedeutung “gemünztes Edelmetall”; lat. pecunia = Eigentum, Vermögen, Geld; lat. nummus = Münze). Geld diente seit jeher nicht nur als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel, es spielte auch eine bedeutende Rolle bei Strafen und bei der Lösung politischer Fragen. Trotz aller detektivischer Arbeit der Numismatiker und Geldhistoriker ist unsere Kenntnis der mittelalterliche Geldgeschichte in Deutschland nur bruchstückhaft. Der Grund dafür liegt in den wechselvollen und komplizierten verfassungsrechtlichen Zuständen der Zeit und in der Vielzahl von Prägeherren und Münzstätten. Das königliche Münzrecht (Münzregal) war nämlich schon unter den letzten Karolingern durch Privilegierung an weltliche und geistliche Herren, später auch an Städte weitergegeben worden, was eine geradezu anarchisch wuchernde Münzpolitik zur Folge hatte. Beispielhaft sei des Jahr 1260 herausgegriffen: da gehörten von den Münzstätten auf deutschem Boden nur 37 dem König, 152 waren in geistlicher und 277 in weltlich-dynastischer Hand. Zu den schon mit Münzrecht begabten Städten (darunter Regensburg, Würzburg, Magdeburg, Merseburg, Naumburg, Nürnberg, Frankfurt/M, Basel, Zürich, Chur, Konstanz, Ravensburg, Schwäbisch Hall) kamen weitere: 1219 Annweiler, 1224 Bern, 1226 Lübeck, 1251 Mühlhausen und 1255 Oppenheim. Der Münzstättenboom des 12. und 13. Jh. stand in Zusammenhang mit dem Übergang von der Naturalien- zur Geldwirtschaft, mit der Städtegründungswelle und mit den Fürstengesetzen Friedrichs II. (1220, 1232).

Fma. und hochmittelalterliche Münzen trugen das Bild des Königs bzw. Darstellungen der Amtsattribute als Hinweise auf die Prägeherren. Krone, Zepter und Reichsapfel standen für königliche Emissionen, Mitra, Krummstab, Buch für geistliche und Fahne, Schwert oder Harnisch für weltlich-dynastische. Auf Beschriftung wurde weitgehend verzichtet, Jahreszahlen und Wertangaben fehlten ganz.

Münzen des ausgehenden Hochmittelalter und des Spätmittelalter zeigten figürliche Darstellungen symbolischer wie realistischer Art und Aufschriften, aus denen auf den jeweiligen Münzherrn geschlossen werden kann. Häufig erscheinen – z.T. realistische – Brustbilder des Landesherren oder Darstellungen des Ortsheiligen. Städte als Emittenten signierten ihre Münzen mit städtischen Emblemen oder dem Stadtnamen. Angaben zu Münzwert oder Prägedatum wurden weiterhin nicht eingeprägt.

Die deutsche Münzgeschichte (Numismatik) lässt man sinnvollerweise mit Karl d, Gr. (gest. 814) beginnen, bis dahin waren römische und merowingische Prägungen im Umlauf gewesen. Karl d. Gr. hatte das Münzwesen und alle Erzförderung strikt als alleiniges Königsrecht gehandhabt. In einem capitulare von 805 wird eingeschärft: “ut nullo alio loco moneta sit nisi in palatio nostro”. Noch der Schwabenspiegel (um 1245) sollte formulieren: “wir sprechen, daz alle zoelle und alle müntze, die im römeschem riche sint, die sint eines römeschen kuniges, und swer si vil han, er sie pfaffe oder leige, der muz si han von einem römeschen kunige” (Zitate nach F. Friedensburg). Im Jahre 794 vereinheitlichte Karl das Münzwesen und ließ aus einem Pfund Silber (dem “Karlspfund”, das mindestens 367 gr. wog) 20 solidi (Schilling) zu je 12 denarii (Pfennige) von ca. 1,5 gr (bei etwa 20 mm Durchmesser) schlagen. Daneben wurden noch Halbdenare (Obolen, mhd. helbelinc, scherf) geschlagen. (Als einziges Exemplar einer karolingischen Goldmünze gilt der Solidus mit der Umschrift “Arelate”, gefunden 1996 bei Ausgrabungen in der Kaiserpfalz Ingelheim.)

Nach der Teilung des Frankenreiches gab es im “regnum Teutonicum” als Münzmetall nur Silber, als Münzsorte bis 1300 nur den Pfennig (denarius albus). Der Pfennig wurde bis zum Spätmittelalter immer leichter; außerdem wurde das Münzsilber mit Kupfer gestreckt, was dem Pfennig ein dunkles Aussehen gab (“Schwarzpfennig”). Ende des 15. Jh. wurden in Deutschland erstmals reine Kupferpfennige ausgegeben.

Das Münzsilber hatte einen Feingehalt zwischen 625 und 976, das Normgewicht des Kölner Pfennigs lag bei 1,461 g. Neben dem Kölner Pfennig erlangte der Pfennig aus Schwäbisch Hall, der unterwertige Haller Pfennig (Heller, Feingehalt 500), aufgrund seiner massenhaften Herstellung überregionale Bedeutung. Der Heller wurde ursprünglich in unterwertigem Silber, später in Kupfer geschlagen. Der leichteste Pfennig war der Basler, der einem Viertel des Kölners entsprach. Um 1300 erscheint im Oberrheingebiet und in der Schweiz als Äquivalent des Pfennigs der Rappen (nach dem Adlerkopf der Freiburger Pfennige, der spöttisch als Rabenkopf bezeichnet wurde). Ursprünglich häufig in eckiger Form, erscheint die Münze ab 1425 rund.

Pfund (talentum, libra), Unze (uncia) und Schilling (solidus) waren ursprünglich Zähl- oder Rechnungseinheiten im Werte von 240, 20 und 12 Pfennigen (1 lb = 12 un = 20 sol = 240 den). In Bayern behauptete sich neben der fränkischen eine ältere heimische Zählweise, nach der ein Schilling 30 Pfennige ausmachte (“langer Schilling”). Noch im Hochmittelalter und Spätmittelalter zählte das Pfund in Bayern üblicherweise 8 Schillinge zu je 30 Pfennigen.

Nachdem das Pfund als Gewichtseinheit durch die Münzverschlechterung abgewirtschaftet hatte, wurde es durch die Mark ersetzt, die zwei Dritteln des Pfunds entsprach. Die Mark ist urkundlich erstmals in Köln nachzuweisen, wohin sie Mitte des 11. Jh. als Silbergewicht von dt. Kaufleuten aus England gebracht worden war. Die Kölner Mark wurde mit 228 – 234 Gramm Silbergewicht zur wichtigsten dt. Gewichtseinheit. Sie wurde ursprünglich unterteilt in 12 Schillinge zu je 12 Pfennigen. (Als Münznominale sollte sie erst im 16. Jh. auftreten.) Zum Vermünzen wurde jedoch kein reines (16-lotiges) Silber verwendet, sondern Silber minderen Gehalts (15,5-lotiges, 14-, später gar 9-lotiges), sodass der Feingehalt des Pfennigs sich fortschreitend verschlechterte und man zu Ausgang des 13. Jh. auf die Lübecker Mark 192 Pfg. (16 Schillinge zu 12 Pfg.) zählte. Dazu gab es Zwischenmünzen: den süddeutschen Blaffert (Plappert, Plappart, Plaphard; = 2 Pfg.) und den norddeutschen Witte (2 Blaffert oder 4 Pfg., daher “Veerling” genannt).

Um 1300 endete in Deutschland die “Pfennigzeit”, es begann die “Groschenzeit”. Erste Groschen waren aus dem Bedürfnis des Groß- und Fernhandels nach größeren Geldstücken in in oberitalienischen Handelsstädten schon seit etwa 1195 entstanden (z.B. in Mailand, Florenz, Pisa, Venedig). Vorbild der deutschen Groschen war der silberne Prager Groschen (mlat. denarius grossus = dicker Pfennig oder grossus Boemicalus, 3,7 g schwer), der 12 Pfg. galt. Eine – namentlich in Mitteldeutschland erfolgreiche – Nachahmung des Prager Groschens war der Meißner Groschen, den Markgraf Friedrich II. von Meißen um 1340 prägen ließ. In Norddeutschland und in Franken nannte man diese Münze Schilling (lat. solidus; bis dahin eine Recheneinheit im Wert von 12 Pfg.), im Rheinland Weißpfennig (denarius albus, weil er aufgrund seines hohen Silbergehalts die weiße Farbe beibehielt). Auf oberdeutschen und österreichischen Märkten wurde auch mit dem denarius grossus aus der Meraner Münze gehandelt, der ursprünglich einen Wert von 20 Berner Pfennigen hatte (“Zwanziger”) und wegen seines Münzbildes (Radkreuz, = Kreuz und Schrägkreuz) “Kreuzer”, oder wegen seiner Herkunft aus Meran “Etschkreuzer” genannt wurde. (Kreuzer wurden erstmals 1271 von Graf Meinhard II. von Tirol in Meran geprägt.)

Neben der Silberwährung gab es von 1325 an auch in Deutschland – zuerst in Böhmen, später in Österreich und Schlesien – eine Goldmünze, Gulden genannt (von “guldin pfenninc”, lat. denarius aureus; ursprünglich 3,537 g reines Gold schwer), dessen Wert meist auf 15 Batzen oder 60 Kreuzer oder 240 Pfennig festgelegt war. Er entsprach dem Florentiner “Fiorino d’oro” (Florenus, Florin; so benannt nacht dem Prägebild mit dem Wappen der Stadt, einer Lilie) und wurde mit wiederholt verringertem Feingehalt in Umlauf gebracht. Seit etwa 1340 prägte man Gulden auch in Brabant und Hennegau, in Kurköln und in Lübeck. 1386 kam der “Rheinische Gulden” (Florenus Rhenensis, weil er von den vier am Rhein sitzenden Kurfürsten einheitlich geschlagen wurde; 95,8 % Goldgehalt) auf den Markt und blieb bis ins 16. Jh. wichtigste Goldmünze in Deutschland und seinen Nachbarländern (Italien, Frankreich, Niederlande, Böhmen). Im übrigen waren außer dem “Fiorino d’oro” auch andere fremdländische Goldmünzen im Verkehr, so die byzantinischen “Bisantii” (4,55 gr), die spanisch-maurischen “Marabotini” (3,90 gr), der Genueser “Genovino d’oro” und der venezianische “Zecchino” (im Ausland als Dukat bekannt).

Seit der 2. Hälfte des 14. Jh. versuchten wiederholt sog. ®”Münzvereine”, Vereinigungen prägeberechtigter Städte oder Herren, das Geldwesen zu vereinheitlichen, ohne jedoch eine dauerhafte Stabilisierung zu erreichen. Der Feingehalt (Korn) der Münzen bleibt weiter der Willkür der Münzherren unterworfen. Ein Beispiel: in Bayern schlug man 1396 aus einer Mark 432 Pfennige zu 50 % Silber, 1445 bereits 480 Pfennige zu 37,5 %, 1460 endlich 560 Pfennige zu 6,25 %.

In Süddeutschland und in der Schweiz war im Spätmittelalter der Batzen im Umlauf, eine Silbermünze im Wert von meist vier Kreuzern oder 1/15 Gulden. (Die Bezeichnung “batze” kam von dem aufgeprägten Berner Wappentier, dem betz [=Bär]. Der Bär verschwand aus dem Wappenbild, der Name blieb und wurde sogar zu einem Synonym für Geld. Die Münze wurde 1873 abgeschafft.)

In der zweiten Hälfte des 15. Jh. kam ein silbernes Äquivalent des Rheinischen Guldens auf, das zugleich ein Pfund Pfennige repräsentierte. Aus diesem, am franz. Gros Tournois orientierten, “silbernen Groschen” wurde, als er seit Beginn des 16. Jh. im böhmischen Joachimsthal (heute Jachymov) massenweise geprägt wurde, der “Joachimsthaler” später – verkürzt – der Thaler oder Taler. Er fand vor allem in Mittel-, Nord- und Westdeutschland weite Verbreitung, wurde durch die Münzordnung von 1524 zum Reichstaler erhoben und gab das Vorbild für andere Währungen, etwa für den Dollar oder den slowenischen Tolar.

Der goldene Reichsdukat (Feingewicht 3,44 gr) entstand erst um die Mitte des 16. Jh. nach venezischem und ungarischem Vorbild. Der Name ist vom Schlusswort der Umschrift “Sit tibi Christe datus quem tu regis iste ducatus” abgeleitet (Dir, Christus, sei dieses Herzogtum, welches Du regierst, gegeben).

Als der bedeutendste Fund mittelalterliche Münzen gilt der von Northeim-Höckelheim (nördl. Göttingen), wo am 3. Dezember 1991 17.030 Silbermünzen und zwei Silberbarren ergraben wurden. Die Münzen datieren aus dem ausgehenden 13. Jh. sowie aus dem 14. und 15. Jh., waren in einem Tongefäß vergraben worden und stammen aus über fünfzig Prägeorten der Region (Südniedersachsen). Der Münzschatz ist heute im Heimatmuseum der Stadt Northeim zu besichtigen.

(s. Bankwesen, Brakteaten, Dünnpfennig, Geldwirtschaft, Händleinspfennig (s. Münzen und Aberglauben), Judengesetze, Kaufkraft des Geldes, Kreditgeschäft, Kuttenberg, Lombarden, Münzen und Aberglauben, Münzer, Münzerhausgenossen, Münzjustierung, Münzrecht, Münztechnik, Münzvergehen, Münzverruf, Pfandhaus, Pfandsatzung, Rabendukat (s. Münzen und Aberglauben), Schrot und Korn, Umschlag, Verleger, Währungen, Wechsel (monet.), Wechsler, Wendepfennig, Wucher, Zins)

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