Gelbsucht

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Gelbsucht (mhd. gelsuht; lat. morbus regius; med. icterus, v. lat. ictericus = gelbsüchtig, zu grch. ikteros/Frettchen, wegen dessen gelber Augen). Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute, Skleren und innerer Organe, verursacht durch Gallenfarbstoffe, die bei bestimmten entzündungsbedingten Stoffwechselstörungen aus dem Blut in die Körpergewebe übertreten (Bilirubin-Ikterus).

Schon die Mediziner der Antike wussten, dass eine akute Hepatitis oder ein Ikterus in deren chronische Form übergehen können; sie behandelten mit mit Einreibungen, die das Durchbrechen von Leberabszessen herbeiführen sollten, mit warmen Kataplasmen, Abführmitteln und Blutentzug. Hippokrates ließ die Leberschmerzen mit Bilsenkraut behandeln. Plinius verordnete im Sinne der Signaturenlehre Wolfsleber mit Honig, Eselsleber mit Petersilie oder die Leber eines Geiers oder Wiesels.

Ma. Gelehrte sahen die Ursache der Krankheit in einer boshaften, zornmütigen Veranlagung, in kranken Säften bzw. in Zornmütigkeit oder in Fiebern, welche die Galle in das Blut übertreten lassen. Nach Hildegard entsteht “superfluitas felis de infirmis humoribus et de febribus ac de magna et frequenti ira.” Sie nennt als Gegenmittel einen Trank von bestem Wein, in den Eisenkraut, Pfennigkraut und Knoblauch bzw. Steinbrech eingelegt waren; dieser wirke “der Bitterkeit der Galle und der Schwarzgalle entgegen, so dass sie die … Krankheit dämpfen”. – Ortolff von Bayerland (15. Jh.) sieht die Ursache der G. in Hitze, Kälte oder in Verdauungsstörungen, aufgrund derer “übervluz durch gallen” entstünden.

Die Volksmedizin wandte gemäß dem Analogiezauber Heilmittel gelber Farbe an (z.B. gelbe Rüben, Safran, Ringelblumen, Kamille, Eidotter, Schwefelblüte, Eigenurin), welche den Krankheitsstoff anziehen und unschädlich machen sollten.

Als Patron der Gelbsüchtigen galt St. Odilo. – Da man im Frühmittelalter annahm, dass Ikterische die Krankheit durch ihren Blick ausstrahlen und durch Blickkontakt auf Personen oder Sachen übertragen würden, sonderte man sie wie Lepröse außerhalb der Wohnorte ab.

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