Geschichtswissenschaft

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Geschichtswissenschaft wurde im Mittelalter nicht als eigenständiges Fach betrieben. In den Kloster- und Domschulen beschäftigte man sich mit Geschichte, um die grammatischen und rhetorischen Fertigkeiten zu fördern sowie zur religiösen und moralischen Besinnung. Auch an den europäischen Universitäten gab es bis um 1500 keinen Lehrstuhl für Geschichte. Der Historie nahmen sich die einen im Rahmen der Philosophie an (Abaelard, Otto von Freising), die anderen ordneten sie als Heilsgeschichte der Theologie unter (Joachim von Fiore, Rupert von Deutz, Hugo von St. Victor, Petrus Comestor). Die Minderachtung der Historie als Wissenschaft dürfte auch eine Folge der Aristotelesrezeption gewesen sein: Thomas von Aquin konstatierte um die Mitte des 13. Jh. gemäß aristotelischer Lehre, die Geschichte verliere sich in Details, sie führe nicht zu allgemeinen Lehrsätzen. Die Geschichte kam mithin in den Ruf einer “Wissenschaft vom Nichtwissenswerten”. Der Franziskaner William von Ockham vertrat (um 1300) die Theorie von der Historie als Erkenntnismittel für die Wirklichkeit der Einzeldinge, von der Historie als politischer Wissenschaft. Dieser Anlauf zu einer selbständigen Geschichtswissenschaft blieb indes ohne Folgen.

Im Mittelpunkt mittelalterliche Geschichtsbetrachtung stand die Bibel. Von ihr ausgehend wurden auch nachbiblische Ereignisse eingeordnet und gedeutet. Daneben speiste sich mittelalterliche Geschichtsschreibung aus überkommenen Schrift-Quellen (Kirchenlehrer, Annalisten) und aus mündlich Weitergegebenem (Sagen, Legenden). Der Gehalt wurde nicht nach historischer Tatsachentreue bemessen, sondern nach heilsgeschichtlicher Stimmig- und Wertigkeit bzw. nach der Interessenlage des Auftraggebers. Bei diesem Geschichtsverständnis ergab sich kein Konflikt, wenn historische Begebenheiten erfunden, gefälscht oder unterdrückt wurden, solange nur der beabsichtigte Lehr- oder Propagandazweck erfüllt wurde; so unterhielten mittelalterliche Fürsten Dichter, Sänger und Historiographen zur Verherrlichung der eigenen Taten und zum Ruhm ihrer Dynastie.

Mit seiner quellentreuen archivalischen Forschung stellt der Verfasser der Bistumschronik von Cambray (Gesta episcoporum Cameracensium, entstanden 1024-1179, Berichtszeit 500-1179) eine löbliche Ausnahme dar. In seiner Vorrede schreibt er: der Leser möge sich für das Werk nicht nur deshalb interessieren, weil wir so Altes berichten; vielmehr deshalb, weil nichts Zweifelhaftes, nichts Erfundenes gebracht wird, sondern nur das, was wir in den Annalen und den Geschichten der Väter oder Könige, aber auch in Urkunden gefunden haben, die noch heute im Archiv der Kirche (d.h. in Cambray; Anm. d. Verf.) liegen, oder was wir von verlässlichen Zeugen gehört haben”. Dass der Verfasser diese Vorrede für angebracht hält, lässt darauf schließen, dass seine wissenschaftliche Methode alles andere als selbstverständlich war.

(s. Euhemerismus)

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