Goldschmiedekunst

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Goldschmiedekunst. Mönchskünstler brachten die antike Technik der Verarbeitung von Gold und Silber in der Karolingerzeit zu neuer Blüte. Arbeitsweisen waren: Gießen (Ausschmelzverfahren, Sandguss); Treiben (Hämmern) von Gold- und Silberblech; Einlegearbeit (s. Tauschieren); Vergolden; Braunfirnismalerei; kunstvolles Geflecht aus Gold- und Silberfäden (s. Filigran); Ziselieren, Prägen, Gravieren und Granulieren. Das Werkzeug der Künstler bestand aus Ambossen, Treibhämmern, Sticheln, Punzen, Meißeln, Feilen, Feinwaagen und Gewichten sowie Schmelztiegeln. Produkte der Goldschmiedekunst waren: Schmuck (Herrscherkronen, Geschmeide); liturgische Gegenstände (Kreuze, Kelche, Reliquiare, Kerzenständer, Hostienteller, usf.); Bucheinbände; Antependien (Altarvorsätze) u.a.m. Zur Verzierung wurden häufig Edelsteine, Perlen oder Email einbezogen.

Die Goldschmiedekunst der Karolingerzeit war vor allem beheimatet in England, N-Frankreich, Böhmen und Italien. Sie beschränkte sich auf den kirchl. Bereich und brachte liturgische Geräte, Zierbeschläge für die Einbände kostbarer Handschriften, Tragaltäre, Reliquienbehälter und Antependien hervor. Das verwendete Material war – seines spirituellen Gehalts wegen – fast ausschließlich Gold. Stilistisch lehnte man sich an klassich-antike Formen an, jedoch flossen auch Motive irischer und angelsächsischer Ornamentik ein. Werkbeispiele haben sich erst vom 9. Jh. an erhalten.

Unter den Ottonen ergab sich in der 2. Hälfte des 10. Jh. ein neuer Aufschwung, der seine Anregungen wiederum aus der Antike bezog, jedoch nunmehr auch byzantinische Elemente aufnahm. Die Zentren der Goldschmiedekunst verlagerten sich nach Mitteldeutschland und Sachsen (Trier, Fulda, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg). Bevorzugtes Material blieb Gold. Aus dieser Zeit hat sich eine Vielzahl von Werkbeispielen erhalten.

Eine neue Entwicklung setzt mit dem Beginn des 12. Jh. ein: man entfernt sich von der transzendenten, geistigen Darstellungsweise und nähert sich einer räumlich-plastischen, diesseitsbezogenen Ausdrucksform. Gold tritt dem Silber gegenüber in den Hintergrund, es wird vielfach zur Vergoldung von Silber und Kupfer verwendet. Die Technik des Grubenschmelz’ (s. Email) kommt zu ihrer Blüte. In Produktion und künstlerischer Leistung übernehmen das Rheinland (Köln) und das Maas-Tal (Lüttich) die Führung. Die Aufgaben bleiben im Wesentlichen die Gleichen, als neue Form tritt in der 2. Hälfte des 12. Jh. der große, zur Aufnahme ganzer Heiligenkörper bestimmte Schrein auf.

In Deutschland wird im ganzen 13. Jh. an den Formtraditionen der Spätromanik festgehalten, während französische Arbeiten dieser Zeit schon von Architekturformen der Gotik beeinflusst sind. Als neues Sakralgerät wird die Monstranz eingeführt. Neben die traditionellen Zentren der Goldschmiede traten Aachen, Wien, Krakau, London, Florenz und Nürnberg.

Im Frühmittelalter und Hochmittelalter gehörte die Goldschmiedekunst zu den großen schöpferischen Gattungen der Bildenden Kunst. Von ihr gingen stilbildende Einflüsse in die Buchmalerei und in die Steinplastik ein. Im 14./15. Jh. verkehrte sich das Verhältnis: nunmehr gingen weniger künstlerische Impulse von ihr aus, als sie selbst aus Architektur und Plastik aufnahm. Die Goldschmiedekunst wurde zum Kunstgewerbe, zu einer handwerklich zwar äußerst anspruchsvollen, aber von den künstlerischen Ideen anderer Gattungen abhängigen Leistung. Führende Werkstätten des Spätmittelalter waren in Deutschland im Oberrheingebiet (Konstanz, Basel) angesiedelt. Neben liturgischen Geräten werden nunmehr in zunehmendem Maße profane Gegenstände hergestellt (Tafelgerät). Vom Spätmittelalter an versah man kunsthandwerkliche Erzeugnisse aus Edelmetall mit einem amtl. Beschauzeichen (s. Punze), aus dem Feingehalt und Werkstatt hervorgingen.

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