Groteskfiguren

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Groteskfiguren und Komik in der mittelalterliche Bauskulptur. Im Bereich der mittelalterliche kirchl. Bauskulptur finden sich erstaunlich viele Beispiele ausgefallener Künstlerlaunen, in denen sich Witz, Komik, Ironie oder Satire ausdrücken. Im Kircheninneren oder am Außenbau, in Kapitellen oder Friesen, im Fenstermaßwerk oder im Kanzelfuß, an einer Säulenbasis oder am Schluss-Stein, als Wasserspeier oder in Scheinarchitekturen erscheinen Fratzen, Schimären, allegorische Szenen und Absonderlichkeiten jeder Art. Da veranstalten Tiere eine Prozession und lesen die Messe (Triforiumskapitelle, Straßburger Münster); als Mönche verkleidete Raubtiere werden mit Ruten gezüchtigt (Portalfries, Münster, Freiburg i. Br.); Affen spielen Schach (Kapitell, Naumburger Dom); aus Scheinfenstern und -gucklöchern in Säulen und Wandflächen schauen Köpfe, nicht selten das Portrait des Steinmetzen selbst; die aufgerissenen Mäuler von Hunds-, Teufels- oder Drachenköpfen bilden Wasserspeier, auf Fensterbänken kriechen Dämonentiere wie Kröten, Eidechsen, Salamander – die Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Erstaunlich ist, dass den Steinmetzen neben dem streng reglementierten ikonographischen Repertoire Freiraum für derartigen verspielten Unernst bzw. apotropäischen Aberglauben gegeben wurde. Es geschah dies sicher nicht im Auftrag, sondern nur mit stillschweigender Duldung der Auftraggeber. Darstellungen von Ausgeburten der Hölle – seine es Dämonenfratzen oder Satanstiere – finden sich nur am Außenbau. Ins Innere des heiligen Baues vermochte das Böse nicht vorzudringen. Zudem steht die chaotische Zufälligkeit, in der das Dämonische, Hässliche, Monströse und Obszöne über den Außenbau verstreut ist, in krassem Gegensatz zu der strengen Ordnung und Ebenmäßigkeit, in welcher die Figuren der Heiligen auftreten.

(s. apotropäische Bauplastik)

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