Das Nachschlagewerk gibt einen umfangreichen Überblick über die Zeit des Mittelalters, erfahre hier mehr darüber!
Hässlichkeit (hergeleitet v. mhd. hezzelich, hazlich = eigtl. hassenswert, feindselig; lat. deformitas, turpitudo, foeditas). Bezeichnung für ein vom Gewohnten, gar vom als schön Empfundenen abweichendes Äußere einer Person, eines Tieres oder einer Sache. Beurteilt wurde nach optischen, seltener nach moralischen Kriterien. Dazu gehörten: Gestalt (Proportionen), Physiognomie, Hautfarbe, Gesundheit, Körperpflege, Betragen (Bewegungen, Verhaltensweisen, Stimme) und Charakter. Das im mittelalterliche Abendland übliche Empfinden für Hässliches war geprägt von dessen Gegenteil, dem Schönheitsideal der griechischen Antike, wie sie vor allem über den Wissenstransfer durch die Muslime vermittelt worden waren und dem höfischen Schönheitsideal zugrunde lagen. Generell galt Dämonisches, Fremdes, Andersartiges und Ungepflegtes als hässlich und böse (Hunnen, Neger, Zigeuner, Bauersleute, “Wilde Männer”). Ausnahmsweise konnte in einem durch Veranlagung, Krankheit oder Alter deformierten Körper eine “schöne”, edle Seele wohnen, so z.B. bei der Person der Cundrie in Wolfram von Eschenbachs “Parzival”.
Nach Bonaventura kann auch ein Bild des Hässlichen schön genannt werden, wenn es das Hässliche gut wiedergibt: “Dicitur imago diaboli «pulchra» quando bene representat foeditatem diaboli et tunc foeda est”.
(s. Ästhetik, Bauer, Hunnen, Teufel, Wilde Männer, Zigeuner)