Haithabu

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Haithabu (anord. heithabyr = Heidesiedlung; sächsisch sliesthorp, später sliaswich = Schleisiedlung). Wikingersiedlung an der Schlei, ca. 3 km. südl. seiner Nachfolgerstadt Schleswig. Aus mehreren Fischer- und Seefahreransiedlungen entstand im 8.Jh. ein bedeutender Warenumschlagplatz am Handelsweg vom Niederrhein zur Ostsee, der weiter über die großen Flüsse Rußlands zum byzantinischen Reich und zu den arab. Ländern führte. Entscheidend beschleunigt wurde diese Entwicklung durch den dänischen König Göttrik (Godofridus), der 808 den slawischen Handelsort Rerik (gelegen an der Wismarer Bucht) zerstörte, welcher in Konkurrenz zu Haithabu gestanden hatte. Die in Rerik ansässig gewesenen Kaufleute wurden nach Haithabu umgesiedelt.

Um den ca. dreiwöchigen, gefährlichen Seeweg um Jütland zu sparen, wurden die Handelsgüter aus der Ostsee nach einem 40 km langen Törn auf der Schlei nach Haithabu am Haddebyer Noor gebracht; von dort aus gelangten sie auf dem Landweg zu dem Gegenhafen Hollingstedt an der 18 km entfernten Treene und weiter über die Eider zur Nordsee. Der nachweisbare Beginn systematischer Bautätigkeit datiert in das Jahr 811. Noch im 9. Jh. wuchs Haithabu zum ersten Platz in Nordeuropa, der als Stadt bezeichnet werden kann; es hatte zu seiner Blütezeit (um das Jahr 1000) mehr als 1.000 Einwohner, verfügte über einen geschützten Hafen mit Molen und Piers, über separate Fischer-, Seeleute-, Handwerker- und Kaufmannsviertel und wurde im 10. Jh. durch einen mächtigen halbkreisförmigen Wall zum Land hin befestigt und in die Grenzbefestigung “Danewerk” einbezogen. Die letzte nachweisbare Bautätigkeit fällt in das Jahr 1020.

König Heinrich I. drang 934 bis zur Schlei vor und besiegte den aus einer schwed. Dynastie stammenden Dänenkönig Chnuba (Gnupa) bei Haithabu, zwang ihn zur Taufe und machte ihn tributpflichtig. Die Stadt und das Umland fielen bis 983 an das Heilige Römische Reich. Danach und bis ins 11. Jh. war das Gebiet zwischen den Wenden und den Königen von Dänemark und Norwegen umstritten.

Der Nordlandapostel Ansgar, Erzbischof von Hamburg, hatte in Haithabu um 850 die erste Kirche errichtet. 948 wurde auf der Synode von Ingelheim Haithabu zusammen mit Ribe und Århus zum Bischofssitz erhoben.

Die Einwohnerschaft bestand aus Friesen, Dänen, Schweden, Norwegern, Franken, Sachsen und Slawen. Im 9. und 10. Jh. war Haithabu der zentrale Handelsplatz Nordeuropas. Schutzherren in der Frühzeit Haithabus waren vermutlich Obotriten, deren Herrensitz die Feste Mecklenburg war. 934-83 gehörte der Ort zum Ottonenreich, danach war er so oft zwischen den Wenden und den Königen von Dänemark und Norwegen umkämpft, dass daraus eine Abwanderung der Bevölkerung und ein Rückgang der handelspolitischen Bedeutung resultierte. (Der bisherige Transitverkehr von der Nordsee über Eider und Treene nach Schleswig wurde von der Seestraße zwischen Lübeck und Hamburg um die Nordspitze Jütlands herum abgelöst.) 1050 wurde Haithabu durch Truppen des norwegischen Königs Harald Hardrade im Kampf gegen den Dänenkönig Sweyn II. Estridsen zerstört. Zugrunde ging die Stadt auch infolge der Versandung ihres Hafens, letztlich aber aufgrund einer erneuten Plünderung und Zerstörung durch ein westslawisches Heer. Das benachbarte Schleswig, später das durch landesherrliche Förderung aufblühende Lübeck traten seine Nachfolge an.

(s. at-Tartûschi, Ibrahim ibn Achmed; Danewerk; Handelsgüter; Schleswig; Wik)

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