Handschuhe

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Handschuhe (mhd. hantschuoch, ahd. hantscuoh; lat. digitabulum). Die ursprüngliche Form war die des Fausthandschuhs oder Fäustlings (mhd. vustilinga, hendelinge; mlat. muffula), bei dem nur der Daumen gesondert ausgeformt war. Dieser Handschuhtyp bestand aus Leder, Pelz oder Wolle und wurde als Kälteschutz und zu rauher Arbeit getragen. Noch im Frühmittelalter kam der höfische Fingerhandschuh (Venediger hantschuoch; mlat. manica) auf, der kunstvoll aus feinem Leder (von Lamm, Wild, Hund, Katze), Leinen, Baumwolle oder Seide gefertigt war und als Luxuskleidungsstück oder als Teil einer Amtstracht (des Herrschers, hoher Kleriker und von Amtspersonen) getragen wurde. So gehörte zum königlichen Krönungsornat, der mit den Reichskleinodien (s. Kronschatz) verwahrt wurde, auch ein Paar kostbarer Handschuhe aus goldbesticktem Purpurstoff, besetzt mit Perlen und Edelsteinen. Die in der Damenmode vom 11. Jh. an aufkommenden oft bis zum Ellbogen reichenden Handschuhe waren als Luxusgegenstände aus feinem weißen Leinen, aus zartem Leder oder Seide gefertigt, häufig mit Stickerei verziert und mit Edelsteinen besetzt.

Der Handschuh wurde zu einem Rechtssymbol bei Investitur, Belehnung, Rechtsverleihung (z.B. Markt-, Stadt- oder Münzrecht), bei Standeserhöhung oder bei der Ansage einer Fehde (“Fehdehandschuh”). In Deutschland symbolisierte der H. den Königsbann für den Marktfrieden, war Amtszeichen der Boten und Richter. Im höfischen Leben galt er als Liebespfand, das sich etwa ein Ritter von seiner Dame erbat, um es dann im Kampf oder beim Turnier unter dem Helm zu tragen.

Fingerhandschuhe mit breiten Stulpen, auf denen der Falke zur Beizjagd getragen wurde, waren ein ritterliches Attribut. Fausthandschuhe aus Ringelgeflecht gehörten bis ins Hochmittelalter zur Schutzpanzerung des Ritters; zu dem im 13. Jh. aufkommenden Harnisch wurden eiserne, leder- oder stoffgefütterte Finger- oder Fausthandschuhe (iserin hentschu, plechhantschuoch) mit beweglichen Fingergliedern und unterschiedlich langen und weiten Stulpen getragen.

(s. Rechtssymbolik, Rüstung)

Die Handschuhmacherei war im Spätmittelalter ein blühendes zünftiges Handwerk, dem beispielsweise in Nürnberg 1363 zwölf Hantschuer-Meister (mlat. digitalarii) angehörten.

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