Heilbäder

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Leben im Schatten der Zinnen“ auf 122 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Heilbäder. Schon im zu Beginn des Hochmittelalter wurde die Wirkungskraft mineralischer Heilwässer geschätzt. Die Mönche des Klosters Benediktbeuren benutzten seit 1059 die jod- und bromhaltige Quelle (Adelheidsquelle) von Heilbrunn nahe Bad Tölz. Kaiser Lothar verwendete 1118 das Mineralwasser von Burgbernheim als Spezifikum gegen Nierensteine; in den Thermen von Teplitz (Nordböhmen) soll schon seit 1160 gebadet worden sein; um 1220 wird Gastein von Neidhart von Reuenthal als Badeort erwähnt; seit 1376 wurde Pfründeninhabern des Ulmer Hl. Geist-Spitals ein jährlicher, 20-tägiger Kuraufentahlt in Überkingen zugestanden. Die Schwefelquelle im oberbayer. Abbach, die schon seit 1262 bekannt war, richtete der Regensburger Wundarzt Meister Jörg 1465 zu einem Wildbad ein. Der Rothenburger Bürgermeister Heinrich Toppler hat 1400 an der (nach dem Erdbeben von 1356) über dem Ostufer der Tauber zutage tretenden Quelle ein städtisches Wildbad einrichten lassen. Im 15. Jh. kam weithin für begüterte Leute die Mode auf, einmal jährlich in einem Heilbad (Wildbad; mhd. wiltbat) Entspannung, Vergnügen und auch Genesung von allerlei chronischen Leiden (etwa Gicht, Rheuma,Unfruchtbarkeit oder Melancholie) zu suchen. In der Nähe der Quelle waren unter freiem Himmel oder unter Überdachungen Badezuber aufgestellt, später wurden große Gemeinschaftsbecken angelegt, um die sich Herbergen und Gasthäuser gruppierten. Da man sich umso wirksamere Heilung versprach, je länger der Aufenthalt im Heilwasser ausgedehnt wurde, suchte man sich die Zeit mit Essen, Plauderei und Musik zu vertreiben. Eine plastische Schilderung der mittelalterliche Heilbäder-Kultur gab der Italiener Franz Poggio (päpstl. Sekretär) in einem Reisebericht aus Baden im Aargau (1417). Am meisten scheint ihn die Selbstverständlichkeit beeindruckt zu haben, mit der weibliche Reize unverhüllt zur Schau gestellt wurden. Über Heilbäder schrieb Felix Hemmerlin eine Abhandlung (“De balneis naturalibus sive termalibus”; 1. Hälfte 15. Jh.), die von Johann Hartlieb ins Deutsche übertragen wurde. Um 1400 verfasste der Nürnberger Barbier und Meistersänger Hans Folz “Ein puchlin von allen paten die von Natur heisz sein”. In der mittelalterliche Malerei findet man das Heilbad im Motiv der Jungbrunnen wieder.

Vielbesuchte Badeorte waren Aachen, Baden-Baden, Badenweiler, Baden/Aargau, Baden/Wien, Ems, Gastein, Pyrmont, Wiesbaden und Leukerbad. (s. Diätetik)

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