Heilige Lanze

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Heilige Lanze. Die Lanze des röm. Legionärs Longinus, mit der dieser die Seite Christi durchstochen hatte, soll sich im 6. Jh. in der Berg-Zion-Kirche von Jerusalem befunden haben. Von dort sei sie in die Hagia Sophia in Byzanz überführt worden und 1241 an König Ludwig IX. von Frankreich gekommen. Sie wurde aber auch, mirakulöserweise, 1098 in einer Kirche Antiochias gefunden, gerade rechtzeitig, um in dem eingeschlossenen und ausgehungerten Kreuzfahrerheer noch einmal Mut und Zuversicht zu erregen. Eine weitere Ausführung der hl. Lanze war 926 von Heinrich I. erworben worden. Dieses Exemplar in Form einer karolingischen Flügelllanze von 51 cm Länge, bestehend aus Eisen, Goldblech und Leder, in der mittigen Aussparung versehen mit heute nur noch einem Nagel vom Kreuze Christi, wurde den Reichsinsignien beigefügt. Die Hl. Lanze – auch als “Speer des heiligen Mauritius” bezeichnet (des Anführerss der Thebäischen Legion, Märtyrers und Patrons der Hl. Röm. Reiches) – galt im Frühmittelalter und im Hochmittelalter als wesentliches Herrschaftszeichen. Sie wurde als Herrscherspeer dem König vorangetragen und wurde für manchen Schlachtensieg verantwortlich gemacht (Heinrich I, Schlacht von Riade, 933; Otto I., Schlacht von Birten, 939 und Lechfeldschlacht, 955; Otto III, Schlacht gegen das aufständische Rom, 1001). Otto III. verlieh Kopien der Lanze an den polnischen Herzog Boleslav Chrobry und an König Stefan von Ungarn. In der Zeit nach Heinrich II. verlor sie ihre staatssymbolische Bedeutung und wurde nur noch als Reichsreliquie verehrt. Das Original befindet sich in der Weltlichen Schatzkammer Wien. Ein Bruchstück der Hl. Lanze, einen Nagel vom Kreuz Christi enthaltend, ist Teil des Heiltumsschatzes der Klosterkirche St. Medardus und St. Nikolaus in Brauweiler. Dieser Teil der Reichskleinodien dürfte eine Schenkung von Mathilde gewesen sein, Tochter Kaiser Ottos II. und der byzantinischenPrinzessin Theopanu. Um die Echtheit des Lanzenpartikels zu prüfen, nahm es ein Kölner Erzbischof im 15. Jh. mit nach Nürnberg, wo die Reichskleinodien gehütet wurden. Dort erwies sich, dass sich das Bruchstück aus Brauweiler passgenau in das Original fügte.

(s. Kronschatz, Mauritius (Heiliger))

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