Heiliger Geist

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen“ auf 111 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Heiliger Geist (lat. Spiritus Sanctus; auch Paraklet = Tröster). Personale dritte Person der christl. Gottheit (Trinität, Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit). Das Neue Testament beschreibt, wie Christus den Jüngern vor seinem Tode versprach, Gott werde ihnen den Heiligen Geist senden, damit sie mit dessen Hilfe das Erlösungswerk vollendeten. Die Apostelgeschichte schildert die “Ausgießung des Heiligen Geistes” als intensives Gruppenerlebnis, das beim Pfingstfest über die Jünger kam. Dieses Pfingstwunder und die dadurch ausgelösten prophetischen Ekstasen (“Zungenreden”) gelten als grundlegend für den Glauben vom Heiligen Geist.

Das trinitarische Dogma wurde erstmals auf dem ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) formuliert. Über den Zusatz “filioque” konnten sich Karl und Papst Leo III. nicht einigen; vom 11. Jh. an, nachdem das filioque im Westen akzeptiert worden war, entspann sich darum ein Streit zwischen Rom und der Ostkirche: Rom zufolge geht der Hl. Geist gleichermaßen vom Vater und dem Sohn aus, ostkirchl. Lehre nach entspringt er nur dem Vater. Der mittelalterliche Scholastik gab die Trinitätslehre als “mysterium logicum” Anlass zu spitzfindigen Spekulationen darüber, wie denn die drei real geschiedenen Personen als Wesenseinheit zu begreifen seien. Die Tätigkeit des Hl. Geistes besteht in der Gnadenvermittlung an die Gläubigen, in der Erkenntnisvermittlung bei der Betrachtung der Glaubensgeheimnisse, in der Inspiration zur Leitung der Kirche oder in der Begabung mit den ® “Sieben Gaben des Hl. Geistes” bei der Firmung. In der Volksgläubigkeit lag das Ansehen des Hl. Geistes weit unter dem von Vater und Sohn, nach dem Aufkommen des Marienkults im 14. Jh. auch noch weit unter dem der Gottesmutter. Bestätigt wird dieser Befund durch die vergleichsweise seltene und abstrakte Darstellung in der bildenden Kunst: er erscheint auf Trinitätsdarstellungen als Taube oder bei der Darstellung des Pfingstwunders in der Gestalt von Feuerzungen. Vergleichsweise dürftig ist auch sein Widerhall in mittelalterliche Dichtung und Hymnik.

In der christl. Kunst wurde die Dreifaltigkeit (mhd. drivalt, driheit) durch die Personengruppe Gottvater-Christus-Taube – auch in der Form des Gnadenstuhls – dargestellt. Das gebräuchlichste symbolische Zeichen der Trinität war aus drei sich überschneidenden Kreisen gebildet, die das sog. Dreiblatt bildeten. Das Dreieck als Symbol der Trinität war zuerst bei den Manichäern geläufig, und wurde daher von Augustinus als Zeichen der Glaubensabweichler abgelehnt; trotzdem war es im Mittelalter als Sinnbild des Dreieinigen Gottes gebräuchlich; daneben finden sich die Durchdringung von Kreis und Dreieck, drei konzentrische oder drei ineinander verschlungene Kreise, das dreiblättrige Kleeblatt oder das Bild dreier einen Kreis bildenden Hasen mit zusammen nur drei Ohren (Hasenfenster am Dom zu Paderborn, Fenster im Kloster Muottatal/Schweiz).

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 4
Bestseller Nr. 5
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
3,00 EUR
Nach oben scrollen