Heilkräutertee (Abkochung, Absud, Dekokt, Sud, Infusum; die Bezeichnung Tee stammt aus dem Chinesischen und sollte erst im 16. Jh. aufkommen, nachdem Teile des gleichnamigen Strauches auf dem Seeweg aus Südchina nach Europa gelangt waren). Uralt und in allen Kulturen verbreitet ist das Wissen um die heilsame Wirkung von wässrigen Auszügen aus Heilkräutern. Beim Überbrühen der getrockneten Pflanzenteile (Blätter, Wurzeln, Blüten, Stängel, Samen) mit heißem oder kochenden Wasser gehen medizinisch wirksame Inhaltsstoffe in Lösung. Rein empirisch war dabei das Wissen um Art, Menge und Mischungsverhältnis des Kräutermaterials, Zerkleinern und Ansetzen im kalten Wasserbad (Mazeration), Erhitzungsgrad und -zeit, Ziehdauer und Anzahl der Sude vom gleichen Substrat. Der fertige und vom Pflanzenmaterial abgegossene oder abgeseihte Sud konnte durch Beimengungen (etwa von Honig) geschmacklich und/oder in seiner Wirkung aufgebessert werden.
Neben der innerlichen kannte man für Heilkräuterabkochungen auch verschiedene äußerliche Anwendungen (Umschläge, Spülungen, Sitzbäder, Angüsse) und die Inhalation (Dampfteilbad).
Dioskurides (1. Jh. u.Z.) beschreibt in seinem Kräuterbuch “De materia medica” ca. 600 Heilpflanzen, aus denen man Heiltränke gewinnen kann. Von diesem Wissen ging vieles in den Arzneimittelschatz der Klostermedizin ein, wurde der abendländischen Schulmedizin verschriftlicht überliefert und in Form von Kräuterbüchern weitergegeben. Daneben hat es seit je kräuterkundige Laien (Kräuterweiblein, Wurzelmänner) gegeben, die um Pflanzenkräfte für medizinische, magische oder gewerbliche Zwecke wussten und ihr Wissen – meist unter dem Siegel der Verschwiegenheit – mündlich von Generation zu Generation tradierten.
Als einige wenige der im Mittelalter auch als Abkochung für medizinische Zwecke benutzten (und in diesem Lexikon behandelten) Pflanzen seien genannt: Baldrian, Brennnessel, Dill, Fenchel, Holunder, Hopfen, Ingwer, Kamille, Kümmel, Lavendel, Melisse, Salbei, Süßholz und Thymian.
(s. Heilpflanzen, Herbarien)