Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Hexenritt oder Hexenfahrt wurde der nächtliche Flug der Hexen durch die Lüfte zu einem geheimen Versammlungsort genannt. Als “Reittiere” dienten schwarze Katzen, Ziegenböcke und Schweine oder Fluggeräte wie Besen, Spinnrocken, Stock, Ofen- oder Mistgabel, die vorher mit der ®”Hexensalbe” bestrichen worden waren. Aber auch der Leibhaftige selbst in Tiergestalt konnte die Hexe durch die Luft zur Zusammenkunft tragen, die meist auf der Gipfellichtung eines landschaftbeherrschenden Berges stattfand. In Deutschland waren besonders beliebt der Blocksberg (mhd. brochilsberg = Brocken, Harz), Hörselberg (bei Eisenach), Inselsberg (Thüringen), Weckingstein (bei Minden), Staffelberg und Walberla (bei Bamberg), Kreidenberg (bei Würzburg), Bönningsberg (bei Loccum), Hupella (Vogesen), Feller Berg (bei Trier), Kandel (Breisgau), Petersberg (im Altvatergebirge), Kiesberg (bei Elberfeld) und Heuberg (im Schwarzwald). Peinlich befragte Hexen nannten auch nahegelegene, alltägliche Orte als “Bockswiesen” – möglicherweise reichte ihr geographischer Horizont einfach nicht weiter.
Zweck des Hexenritts war die gemeinsame Nachtfeier der Hexenzunft, mit Satanshuldigung, Teufelsmesse (Synagoga diabolica), eklem Gelage, geilem Tanz und endlich sexuellen Ausschweifungen übelster Art. Der förmliche Eintritt der Novizinnen und Novizen in den Teufelspakt war ein weiterer Höhepunkt.
Bedeutende, hohe Tage für den Hexenritt waren die Walpurgisnacht (die Nacht vor dem 1. Mai), die Johannisnacht (die Nacht zum 24. Juni), die Nächte vor großen Kirchenfesten und die Zwölfnächte nach Weihnachten. In diesen Nächten war die zauberische Macht der Hexen am stärksten; am geringsten war sie an Karfreitag. Daneben gab es wöchentliche Ausritte, die je nach Gegend auf einen bestimmten Wochentag fielen. (Für die lothringischen Hexen etwa waren es Mittwoch und Freitag, für die von Trier war es der Donnerstag.)