Hühnerlegende

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Hühnerlegende, Legende vom Hühnerwunder, vom Galgenwunder. Im Liber Sancti Jacobi, einer Mirakelsammlung um den Hl. Jacobus d. Ä. aus dem 12. Jh., findet sich u.a. die Legende vom Hühnerwunder. Auf einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela macht eine Familie aus Xanten Rast in einer Herberge in dem Ort Santo Domingo de la Calzada. Der bösartige Wirt schmuggelte einen wertvollen Silberbecher in eine Pilgertasche der Reisenden und bezichtigte sie des Diebstahls. Der Richter sprach den Sohn schuldig und ließ ihn hängen. Die Eltern zogen in tiefer Trauer weiter nach Santiago de Compostela. Auf dem Heimweg fanden sie nach 36 Tagen ihren Sohn lebend am Galgen – Jakobus hatte ihn während der ganzen Zeit gestützt. Der zu Unrecht Verurteilte wurde vom Galgen genommen und an seiner Stelle der Wirt gehenkt.

Die Hühner kommen in einer anderen Version der Legende ins Spiel. Die Wirtstochter hatte sich in den Sohn verliebt und wollte ihn verführen. Zur Rache dafür, dass der keusche junge Mann standhaft blieb, versteckte sie den Becher in dessen Gepäck und bezichtigte ihn des Diebstahls. Wie in der vorigen Erzählung wurde er hingerichtet. Als er von den heimkehrenden Eltern lebend gefunden wurde, eilten diese freudig zum Richter um ihm zu berichten, dass ihr Sohn noch lebe. Der Richter wollte dies nicht glauben und wies auf die gebratenen Hühner auf seinen Tisch: “Euer Sohn ist so lebendig wie diese Hühner hier”, worauf die Brathühner emporflatterten. Der Richter ließ den Sohn, der die ganze Zeit vom Hl. Jakob gestützt worden war, vom Strick nehmen und an statt seiner die Wirtstochter henken.

Das Motiv des Hühnerwunders ging in viele örtliche Legenden ein, wurde auch auf den Hl. Domingo Garcia, einen Förderer der Wallfahrt nach Santiago als Helfer bezogen, und fand sich vielfach in Wandmalereien, Altarbildern, Schnitzaltären und Glasfenstern von Jakobskapellen und -kirchen entlang der Jakobs-Pilgerwege. Als herausragendes Beispiel sei der Zwölf-Boten-Altar in der Jakobskirche zu Rothenburg o. T. genannt, der von Friedrich Herlin 1466 gemalt wurde. Zur Erinnerung an das wunderbare Geschehen findet sich noch heute in der Kathedrale von Santo Domingo de la Calzada ein kunstvoller Käfig mit einem Paar lebender Hühner.

(s. Jacobus der Ältere)

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