Hus, Jan

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Hus, Jan (um 1370-1415; Hus tschech. = die Gans). Bauernsohn aus dem südböhmischen Husinec, besuchte die Lateinschule in Prachatice, studierte ab 1390 an der deutschsprachigen Universität in Prag, erwarb dort 1396 den Titel eines Magister artium, unterrichtete selbst an der Artistenfakultät, als deren Dekan er ab 1401 amtete, empfing die Priesterweihe (1400), nahm ein Theologiestudium auf und beschloss es 1408 als Baccalaureus formatus und wurde endlich Rektor der Universität (1409/10). Er predigte ab 1402 in tschechischer Sprache, betrieb die Tschechisierung der Prager Universität, war maßgeblich an der Schaffung einer einheitlichen tschech. Schriftsprache beteiligt, argumentierte gegen den Reichtum der Prälaten und Klöster, gegen die Verweltlichung des Klerus, gegen Ämterkauf, Heiligenkult und gegen den Ablasshandel, und suchte eine reformierte tschech. Nationalkirche zu begründen. Aus seinem Eintreten für die Thesen John Wyclifs und gegen den Ablasshandel resultierte 1411 die Exkommunikation, die 1412 durch den Großen Kirchenbann noch einmal verschärft wurde.

Als Prag mit dem Interdikt belegt worden war und Hus die Unterstützung König Wenzels verloren hatte, da dieser sein Verhältnis zu Papst Johannes XXIII. nicht gestört wissen wollte, und als sich auch die Mehrzahl der Prager Bürger gegen ihn wandte, wurde sein Aufenthalt in Prag zu prekär und er begab sich ins Exil an unbekannten Orten in Nord- und Südböhmen. Die Zeit seiner Abwesenheit von der Hauptstadt und seiner Befreiung von universitären Verpflichtungen wurde seine fruchtbarste Schaffensperiode. Er hielt sich nicht an die mit der Exkommunikation verbundenen Verbote, predigte weiterhin, verbreitete wyclifitische Reformthesen und feierte Messen, und hatte im übrigen Zeit zur Abfassung vieler Schriften, darunter “De Ecclesia” (1412), in der er das Papsttum scharf angriff, den Unfehlbarkeitsanspruch für irrig erklärte und die Heilige Schrift und das allgemeine Konzil für die einzigen in Glaubensfragen kompetenten Autoritäten erklärte. Er betonte den Vorzug des Gewissens und der Selbstverantwortung jedes einzelnen Christen gegenüber dem Macht- und Heilsapparat der Amtskirche und befürwortete die Einführung des Laienkelchs.

1414 wurde Hus vor das Konzil von Konstanz geladen, um seine Rechtgläubigkeit persönlich zu beweisen (s. Konzilien des MA.). Im Vertrauen auf die Garantie König Sigismunds für sicheres Geleit – auch im Falle einer Verurteilung – erschien er auf dem Konzil, wurde verhaftet und, da er seine Lehre nicht widerrief, aus dem Klerikerstand ausgestoßen und zum Tod im Feuer verurteilt. Am 6. Juli 1415 wurde er vor den Toren der Stadt verbrannt. Auf dem Weg vom Münster zum Richtplatz vor der Stadt war Hus – schon mit der papierenen Ketzermitra gekrönt – am lodernden Scheiterhaufen seiner Bücher vorbeigeführt worden. Seine Asche wurde auf einen Schubkarren geladen und im Rhein versenkt.

Seine Anhänger in Böhmen blieben der Hussitischen Lehre treu und konnten bis 1417 wesentliche seiner Forderungen durchsetzen, so die Predigtfreiheit, den Laienkelch und die evangelische Armut der Priester. 1420 reagierte Papst Martin V. auf diese ketzerische Provokation mit der Ausrufung des ersten Kreuzzuges gegen die Hussiten. Die daraufhin beginnenden Hussitenkriege sollten 15 Jahre lang Schrecken und Not verbreiten. Jan Hus indes wurde zum Nationalhelden und zur Symbolfigur der Tschechen.

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