Kanalbau

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kanalbau (v. lat. canna = kleines Rohr; Ende des Mittelalter erscheint der Ausdruck “Kanal” als Lehnwort nach dem ital. canale = Rinne, Wasserlauf; mhd. grabe, schifgrabe). Wegen des desolaten Zustands der Straßen suchte man im Frühmittelalter auf möglichst langen Strecken den Wasserweg für Waren- und Reiseverkehr zu nutzen. Häufig mussten hierfür die natürlichen Gegebenheiten verändert werden, mussten Wasserwege begradigt oder verbreitert werden, waren Dämme anzulegen und Flutrinnen mit Sielen anzulegen. Auch vor Kanalbauten, die eine Wasserscheide zwischen zwei Flusssystemen überwinden, schreckte man nicht zurück. So wollte Karl d. Gr. Main und Donau über Rezat und Altmühl durch einen Kanal verbinden. Der Bau, der 792 begonnen wurde, musste 793 wegen widriger Boden- und Klimaverhältnisse aufgegeben werden. Jedoch nötigen uns die Ingenieurskunst bei der Trassenwahl sowie die Führung und Versorgung riesiger Arbeiterheere großen Respekt ab. Reste der Fossa Carolina sind bei dem Dorf Graben nahe Weißenburg zu sehen.

Von Berlin führte ein Wasserweg über Spree und Havel unter Einbeziehung vieler kleiner Seen zur Elbe, verband somit die Brandenburgischen Kornerzeuger mit den Abnehmern in Hamburg und Flandern. Über Elbe und Havel waren schon Hilfstruppen für den Feldzug Karls d. Gr. gegen die Wiltzen gereist (789).

Ingenieursmäßige Damm- und Kanalbauarbeiten wurden erforderlich, nachdem im 12./13. Jh. Wasserverkehr und Wassermühlen in Konkurrenz getreten waren.

In Ostpreußen entstand unter der Leitung des Dt. Ordens um die Wende des 14. Jh. zwischen dem Fluss Pregel und dem Kurischen Haff eine Kanalverbindung, die Danzig und Kaunas (Kowno; an der Memel) ausschließlich über Haffs und Binnengewässer verband. Dieser Wasserweg machte Danzig zum Hauptmarkt für litauische Produkte und begünstigte den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt.

Vorläufer des Nord-Ostseekanals und erste künstliche mittelalterliche Wasserstraße N-Europas war der Stecknitzkanal (Delvenaukanal). Er verband Lübeck (über Trave, Stecknitz, Möllner See, de nyge graven [Delvenaugraben] und Delvenau) mit Lauenburg an der Elbe und weiter über die Ilmenau mit Lüneburg. Durch die Stecknitzfahrt konnte die zeitaufwendigere Landreise auf der Alten Salztraße und der gefährliche Seeweg durch Kattegatt und Skagerack vermieden werden. Die Scheitelstrecke (de nyge graben) wurde durch Einleiten eines Baches nutzbar gemacht. Der Kanal wurde 1398 nach siebenjähriger Bauzeit fertiggestellt. Er war 97 km lang (Luftlinie 55 km), hatte 15 Schleusentore und diente vorwiegend dem kostengünstigen Transport Lüneburger Salzes. Jede Stauschleusengruppe konnte im Verbund wie eine Kammmerschleuse betrieben werden. Die Durchfahrung mit flachgehenden Holzkähnen (Prahmen) geschah über lange Strecken hin mit Treidelhilfe und dauerte 3 bis 4 Wochen (für den Landweg waren fünf Wochen benötigt worden). Während der Blütezeit des Lüneburger Salzexports im 15. Jh. machten sich jährlich mehr als 1.000 Salzschiffe auf den Weg nach Lübeck. Für die Bedeutung Lübecks als Handelsstadt kann die Vermarktung der “Travesalzes” nicht hoch genug veranschlagt werden.

Die große Zeit des europäischen Kanalbaus begann zu Beginn des 16. Jh., nachdem um 1440 in Oberitalien das System der Kammerschleuse (s. Schleusen) erfunden worden war. (Wasserleitungs- und Werkkanäle werden unter Tiefbau und Wassermühlen behandelt.)

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