Karl I

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Karl I. der Große (747 [?] – 814). Sohn Pippins d. Jüngeren und der Bertrada, Tochter des Grafen Heribert von Laon. Die Biographie Karls weiß für Kindheit und Jugend erstaunlich wenig zu berichten, nicht einmal das Geburtsdatum ist zweifelsfrei überliefert. Möglicherweise sollte Karls voreheliche Geburt diskret übergangen werden. Als Karl etwa 30 Jahre alt war, kam sein jüngerer Bruder und Mitregent Karlmann unter mysteriösen Umständen zu Tode (771). Ohne zu zögern und unter Missachtung des Erbrechts der unmündigen Söhne Karlmanns machte sich Karl zum Alleinherrscher des Frankenreiches. Gerberga, die Witwe Karlmanns, floh mit ihren Kindern an den Hof des Langobardenkönigs Desiderius, mit dem Karlmann vertragliche Beziehungen unterhalten hatte. Karl änderte seine langobardenfreundliche Politik, verstieß seine erste Frau Desiderata (?), die Tochter des Desiderius, und nahm entsprechende Bitten Papst Hadrians I. zum Anlass, um gegen das Langobardenreich zu ziehen (773). Es gelang ihm, Gerberga und deren Söhne gefangenzunehmen und verschwinden zu lassen, bevor sein ehemaliger Schwiegervater die Halbwaisen zu Königen salben lassen konnte. Erbansprüche auf Karlmanns Teilreich waren endgültig aus dem Weg geräumt.

Unmittelbar nachdem sich Karl, ohne deswegen von der Kirche kritisiert worden zu sein, von seiner ersten Frau getrennt hatte, heiratete er die zwölfjährige Fränkin Hildegard, nach deren Tod (783) die Fränkin Fastrada und zwei Jahre nach deren Tod (794) die Alemannin Liutgard (gest. 800). Außer elf ehelichen Kindern hatte Karl noch sieben Kinder aus sechs Friedelehen.

Karls Lebenswerk war bestimmt von den Zielen einer großen fränkischen Monarchie und einer Wiederbelebung der klassischen Bildungstradition. Dabei bediente er sich des Apparats der röm. Kirche: Die kathol. Mission war der Unterdrückung und Eingliederung heidnischer Stämme ebenso dienlich, wie die Bildung der Kleriker dem Aufbau eines Verwaltungsapparats.

Mehr als Karl der päpstlichen Hilfe bedurften die Päpste Hadrian I. und Leo III. der Hilfe Karls. Hadrian, um wenigstens einen Teil seiner ehrgeizigen Territorialpolitik durchzusetzen, Leo, wegen Meineids, Ehebruchs und Bestechung angeklagt, um sich gegen den wütenden Protest der Römer auf dem Stuhl Petri halten zu können. Zwei Tage, nachdem sich Leo durch einen Reinigungseid im Beisein Karls von den Anklagen befreit hatte, krönte er seinen Wohltäter während einer Messe zum Kaiser (25.12.800). Unklar bleibt, ob diese Inszenierung der Wiederaufrichtung des röm. Kaisertums ein Überraschungscoup des Papstes war, oder ob sie dem verdeckten Kalkül des Gekrönten entsprach und dieser den Titel eines “Augustus Imperator Renovati Imperii Romani” erstrebt hatte.

Im Erbteilungsvertrag (“Divisio regnorum”; 806) bestimmte Karl, altem fränk. Recht folgend, dass allen legitimen Königssöhnen gleiches Erbrecht zusteht. Seinen Sohn Ludwig (der spätere Ludwig I. der Fromme) erhob er 813 zum Mitkaiser.

Von den immerwährenden kriegerischen Unternehmungen Karls, die mit äußerster Härte geführt wurden, seien nur die wichtigsten genannt: der Sachsenkrieg (772-804), die Unterwerfung des langobardischen Königreiches (774), der Feldzug gegen die Omajjaden von Cordoba (778) und gegen Herzog Tassilo von Bayern (787), die Expedition gegen Sorben und Wilzen (789), die Niederwerfung der Awaren (791, 803; vollendet durch Karls Sohn König Pippin von Italien und Herzog Erich von Friaul), die Feldzüge gegen Böhmen, das tributpflichtig wird (805/06). Am Ende des 8. Jh. hatte Karl weite Teile Europas erobert; seine Herrschaft reichte von der Nordsee bis nach Süditalien und von der Elbe bis nach Nordspanien.

Die letzten Regierungsjahre Karls waren geprägt von wachsendem Partikularismus der Vasallen und Grafen, vom Niedergang der durch fortwährenden Kriegsdienst erschöpften Freibauernschaft und von verheerenden Wikingerraubzügen. Karl starb am 28. Januar 814 und wurde noch am gleichen Tag in einer Grabkammer seiner Aachener Pfalzkapelle in einem röm. Sarkophag beigesetzt. 1165 wurde er auf Betreiben Friedrich I. Barbarossas durch den Gegenpapst Paschalis III. heiliggesprochen; die Gebeine Karls wurden daraufhin erhoben und in einen Holzsarkophag im Kirchenraum überführt. Friedrich II. verbrachte 1215 die Gebeine – bis auf eine Armreliquie und einen Teil des Schädeldachs, das sich in der Karlsbüste befindet – in den vergoldeten Karlsschrein, der zum Ziel großer Wallfahrerscharen wurde und heute im Chor des Aachener Doms steht.

(s. Aachen, Akademie, Fossa Carolina, Hofschule, karlische Schenkung, Karolinger, karolingische Renaissance)

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