Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Kerbel (mhd. kervele, kervel, kerbel; lat. Cerefolium; botan. Anthriscus cerefolium). Zur der Familie der Doldenblütler gehörende einjährige krautige Pflanze, ursprünglich in Südosteuropa und Kleinasien beheimatet. Charakteristisch sind die zart gefiederten Laubblätter, die kurzstieligen weißen Blütendolden und die walzenförmigen, etwa 10 mm langen Früchte. Wird seit der Antike als Würz- und Heilpflanze kultiviert. Plinius schreibt der Pflanze Wirkung gegen Schluckauf zu. In der Hofgüterordnung („Capitulare de villis“) Karls d. Gr. steht sie auf der Liste der anzubauenden Kräuter. Das Lorscher Arzneibuch (s. Arzneibuch) enthält das Rezept für eine Salbe aus Schweineschmalz und Kerbel gegen Schwellungen und Geschwüre. Walahfrid Strabo widmet der Wirkung des Krauts als Carmitativum (Blähsucht-Mittel) in seinem „Hortulus“ 13 Verse. Odo Magdunensis beurteilt in seinem „Macer Floridus“ das Cerefolium als wärmend und trocknend im dritten Grad und nennt verschiedene Arten von Zubereitungen für innerliche und äußerliche Anwendung gegen Krebs und Geschwülste, zur Linderung von Rippenfellschmerzen, zur Förderung von Harnfluss und Monatsblutung, als Mittel gegen Übelkeit, Durchfall, Schnupfen und Spulwürmer sowie gegen Schwindel.
Frische oder getrocknete Kerbelblätter wurden wegen ihres zart-süßen, anis- oder fenchelähnlichen Aromas (ätherische Öle) als Küchenkraut geschätzt. Kochrezepte in der ältesten deutschsprachigen Sammlung von Kochrezepten, der „Würzburger Pergamenthandschrift („Puoch von guoter spise“, 14. Jh.), nennen Kerbel als Würzkraut für Huhn am Spieß, Hammelbraten, Fleischpastete, Speckerbsen oder Fisch.