Kloster

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kloster (mhd. kloster v. lat. claustrum = abgeschlossener Raum, zu lat. claudere = verschließen; auch coenobium, monasterium, abbatia, cella). Die Idee des Mönchtums hatte um die Mitte des 1. Jahrtausends auch in der westl. Christenheit verbreitet; es kam zu zahlreichen Klostergründungen, die von der Kirche als Zellen der Missionierung und von Feudalherren als Ausgangspunkte von Neulandgewinnung und -kultivierung, als Versorgungseinrichtung für ledige Nachkommen und als Bildungszentren gefördert wurden. Dem Auftrag entsprechend entstanden mehr coenobitische als eremitische Klöster, übertrafen tätige Klostergemeinschaften zahlenmäßig die rein kontemplativen. Auf dem ökumenischen Konzil von Chalcedon (451) wurde festgelegt, dass Klöster der Amtsgewalt des jeweils zuständigen Bischofs unterstellt seien. Nachdem das gallische, irische und angelsächsische Mönchtum schon bis zum 7. Jh. blühende Klosterlandschaften hervorgebracht hatte, griff unter Bonifatius im 8. Jh. eine Missionswelle nach Germanien aus und führte zu Klostergründungen besonders im alemannischen und bayrischen Raum. (Reichenau 724, Amorbach 730, Tegernsee 736, Kochelsee 740, Fulda 744, Wessobrunn 753, Lorsch 763). Die Klöster der karolingischen Zeit waren – anders als ihre bescheidenen, nur auf Selbsterhalt bedachten Vorläufer – ausgedehnte, komplexe Anlagen, um die sich die Behausungen der abhängigen Bauern, Dienstleute, Handwerker und Händler scharten. Sie stellten eine Funktionseinheit aus Bauten für monastische Klausur und Glaubenspraxis und aus weltzugewandten Zweckbauten dar. Der Idealplan einer Klosteranlage hat sich St. Gallener Plan aus dem 1. Viertel des 9. Jh. erhalten.

Die “Bekehrung” der sächsischen und friesischen Heiden, die Vernichtung der Awaren und die Unterwerfung der böhmischen und mährischen Slawen durch Karl d. Gr. schufen im Norden, Osten und Südosten Räume, die christlich durchdrungen und frankisiert werden sollten, und Klostergründungen geradezu notwendig machten. Die Klöster lagen anfangs auf weltabgschiedenen Höhen, später wurden sie in zunehmendem Maße in verkehrsmäßig günstiger Lage, wo möglich an Bächen, Flüssen oder Seen angelegt. Als Klostergründer machten sich Missionare und Bischöfe, Könige und Adelsfamilien verdient. Für die Schenkung von Land (Wald, Weiden, Äckern, Weinbergen), Fischwässern, Mühlen, Geld und Grundholden sowie für die Gewährung von Schutz und Privilegien durfte ein weltl. Stifter erwarten, dass die Mönche für sein Seelenheil und für das seiner Familienangehörigen beteten (s. memoria), dass sie Bildungs- und Erziehungsarbeit leisteten, dass sie sich karitativ und kolonisatorisch betätigten, dass sie regelmäßige Abgaben leisteten und Gastung boten. Darüberhinaus nutzte man Klöster, um hinter ihren Mauern unterworfene Widersacher verschwinden zu lassen. Militärischen Schutz und Vertretung in weltlichen Geschäften garantierten Klostervögte; soweit diese nicht aus der Gründerfamilie (Stiftervogtei) stammten, wurden Angehörige des Hochadels als Vögte gewählt. Die Klostervogtei wurde im 12./13. Jh. zu der wohl wichtigsten Grundlage der mittelalterliche Adelsherrschaft (s. Vogt)

Aus den Besitzverzeichnissen (Urbaren) der Kloster erhellt ihr – häufig weitverstreuter – Besitz (Streulage), der nach dem Villikationsprinzip bewirtschftet wurde. Das Kloster Werden an der Ruhr z.B. eignete um die Mitte des 12. Jh. 60 Haupthöfe und etwa 1600 Bauernstellen bis hin nach Holland, Friesland, ins Rheinland und ins Münsterland. Die Bauern hatten dem Kloster Frondienste zu leisten und Abgaben zu entrichten. Erzeugnisse, welche über den Eigenbedarf hinausgingen, wurden auf die näher liegenden Märkte gebracht. Bei weit entfernten Gütern wurde statt der Naturalabgaben zunehmend Pachtgeld eingehoben.

Reichsklöster waren im Rahmen des “Königsdienstes” (s. servitium regis) außer zur Beherbergung und Verköstigung des Königs und seines Gefolges auch zu Kriegsdiensten verpflichtet. Die Reichsäbte führten im Namen des Königs ein Aufgebot von Klostervasallen ins Feld.

Mit dem Niedergang des Karolingerreiches kam eine Verfallszeit des Klosterwesens. Neue Ideen und neuen Elan brachten im 11. Jh. die Vertreter der Augustinusregel und die Anhänger des hl. Bernhard von Clairvaux; die Zahl der Klöster und Chorherrenstifte stieg noch einmal stark an. Besonders der Zisterzienserorden brachte eine Vielzahl von Klöstern im gotischen Stil hervor, deren bautechnischer Stand bei aller angestrebten Kargheit einen Höhepunkt der Klosterarchitektur darstellten. Die städtischen Mutterhäuser der Bettelorden zählen nicht eigentlich zu den Klöstern, sie waren eher als zeitweilige Unterkunft der unbehausten minderen Brüder gedacht. Am Ende des Mittelalter kündete sich – bedingt durch Humanismus, Reformation und Antiklerikalismus – ein Niedergang des Klosterlebens (vita claustralis) an. Durch Klosterauflassungen und Säkularisation wurden vielerorts barbarische Schäden an christlich-europäischem Kulturgut angerichtet.

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