Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Kornhaus (Zehntscheuer, Getreidespeicher, Fruchtkasten; mhd. korn-, vruht-hus, -kaste, -stadel, spicher; lat. granarium, horreum). Feste Gebäude zur trockenen und möglichst schädlingsarmen Lagerung von Getreide und anderen Naturalien, die von der Obrigkeit im Rahmen von Abgaben oder von Sicherheitskäufen erworben worden waren. Sie fanden sich in unterschiedlicher Größe in Burgen und Klöstern, im Spätmittelalter auch in vielen Land- und Hafenstädten. Hier wurden sie vom Rat oder von gemeinnützigen Einrichtungen – etwa Spitälern – eingerichtet. Sie boten meist im Erdgeschoß eine Wohnung für den Verwalter (den beeidigten “Kornherrn” oder “Kornmeister”) und darüber in mehreren Etagen bis unter das hohe Dach die Lagerböden. Das Getreide wurde nur in flacher Schicht auf den Dielen gelagert, damit es leichter umgeschaufelt werden konnte und es nicht zur Erhitzung kam; daher der Name “Schüttkasten”. Zahlreiche kleine Luken dienten der Durchlüftung des Getreides.
Mit der Einrichtung von Kornhäusern wollte man kürzere, durch Missernten oder Kriegswirren verursachte Not- und Teuerungsperioden überbrücken, sozialen Unruhen vorbeugen und den preistreibenden Fürkauf unterbinden.
Ma. Kornhäuser haben sich vielerorts erhalten und wurden – nachdem ihre ursprüngliche Funktion obsolet geworden war – für andere wirtschaftliche oder gesellschaftliche Zwecke erhalten. Schöne Beispiele finden sich in Nürnberg (“Mauthalle”, Ende 15. Jh.), im schweizerischen Baden (am Kirchplatz, seit ca, 1370), Erfurt (1465/67), Freiburg (Münsterplatz, 1498), Augsburg (bischöflicher “Hofkasten”, 1496/97) sowie in den Klöstern Doberan (um 1280) und Maulbronn (“Fruchtkasten”, im 16. Jh. über alten Fundamenten neu erbaut).
(s. Scheune)