Kostüme (Theat

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Kostüme (Theat.; mndd. kostum = Brauch, Gewohnheit; v. lat consuetudo; Lehnwort des 18. Jh. nach ital. costume). Im frühmittelalterliche Kirchenraumspiel trugen die agierenden Kleriker abgewandelte Messgewänder als Symbolkostüme. In der „Regularis Concordia“, einer um 970 entstandenen engl. Benediktinerregel, finden sich bereits Kostümvorschriften, nach denen die Kleriker, welche den Engel oder die drei Marien darstellen sollten, in der Albe (Chorhemd) bzw. in der Cappa (Kapuzenmantel) auftreten sollten. Nachdem die Spiele dem Kirchenraum entwachsen waren, ergab sich ein Zug weg vom liturgischen Symbolkostüm und hin zur imitativ-realistischen Verkleidung. Durch die größere Distanz der Zuschauer vom Spielort ergab sich zudem die Notwendigkeit, die handelnden Personen rein optisch durch Form und Farbe der Kostüme identifizierbar zu machen. Die Kostüme und Kopfbedeckungen waren der zeitgenössischen Mode nachempfunden, wo nicht, gaben sie ein Bild dessen, was man unter antiker Gewandung, etwa eines Königs, Statthalters oder Soldaten, sich vorstellte. Wie bei den „lebenden Bildern“ herrschte wechselweise Beeinflussung mit der bildenden Kunst. Gottvater erschien in weißem Gewand und mit vergoldeter Perücke. Jesus als Lehrer trat in langem Talar auf, in Passionsszenen in roten Gewändern, nach der Auferstehung erschien er in Gärtners- oder Pilgergewändern, im Spätmittelalter auch in festlich-priesterlicher Gewandung mit Tiara oder Krone. Juden waren in lange Kaftane gekleidet, die mit hebräischen Buchstaben oder astrologischen Symbolen bemalt waren. Herodes kennzeichnete sich durch schwarzen Bart und Sarazenenkleidung. Die Teufel traten in tierähnlichen Schreckkostümen und -masken auf, die grauenerregend und manchmal komisch zugleich wirkten. Engel waren geschlechtslose oder männliche Wesen mit goldenen Flügeln und langen, weißen Gewändern.

Von großer Bedeutung für die Unterscheidbarkeit der Akteure war die Farbgebung: Gewänder in Weiß und Gold waren Gottvater und dem Papst vorbehalten; blau war Mariens Mantel; die Sünderin Maria Magdalena erschien vor der Bekehrung in grellem Rot, danach in dunkler Farbe; den Judas charakterisierte Gelb, die Farbe der Habgier und des Außenseitertums.

In manchen, eher burlesken Szenen schlüpfte eine handelnde Figur vor den Augen der Zuschauer in eine Verkleidung, um einen der anderen Spieler zu täuschen. Satan etwa geht als altes Weib verkleidet zu Herodias; die Zuschauer wissen um die Verkleidung und warten gespannt darauf, ob sie auch von den Akteuren auf der Bühne durchschaut wird.

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