Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Kotschau, Stuhlschau (zu mhd. kwot, kat, quat; stuol, stuolganc; lat. lutum, caenum, stercus, egestio; grch. kopros, von da Koproskopie = Kotschau). Analog zur Harn- und Blutschau hatte sich schon in der Antike eine Wissenschaft von der Beurteilung der Darmausscheidungen entwickelt, deren Befunde nach der Säftelehre gedeutet wurden. Zur Diagnose und Prognose herangezogen wurde die K. besonders bei Störungen des Magen-Darm-Trakts sowie der Leber und der Milz. Der Sinneswahrnehmung unterlagen Geruch, Konsistenz, Farbe, Menge, Beimengungen, Häufigkeit und Menge der Stuhlportionen sowie die Art der Flatulenz (Darmwinde; deren Zurückhaltung wurde als infaustes Zeichen betrachtet). Von den Beimengungen galt besondere Aufmerksamkeit dem Blut, Schleim, Wasser und den Parasiten (Darmwürmer).
Von Obigem abweichend schreibt Hildegard von Bingen: “… im ausgeschiedenen Stuhl können keine Zeichen wahrgenommen werden, die das Leben und den Tod im voraus anzeigen. … Dagegen kann aus seinem Geruch Leben oder Tod eines Menschen … unterschieden werden. Auch wenn derselbe Stuhl schwarz und trocken ist, ist es ein Vorzeichen des Todes. ….”
In der ärztl. Praxis des Mittelalter hatte das diagnostische Verfahren der K. zwar geringere Bedeutung als Harnschau und Pulsdiagnostik, wurde aber durchaus praktiziert, wie mehrere spätmittelalterliche Stuhlschautraktate belegen, so z. B. das Salzburger und das Lüneburger Stuhlschau-Traktat (beide 15. Jh.). Diese gingen zurück auf Texte von Avicenna, Hippokrates und Galenus. Als fatales Zeichen wurde der Abgang von Würmern gewertet, verließen diese doch den Körper wie Ratten das sinkende Schiff.
(s. Kot)