Kran

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Kran (mhd. krane, kran = Hebewerkzeug, Kran; von kranech, kranche = Kranich [lat. grus, grch. geranos]; lat. geranium, machina s. molis elevandae). In der bilderreichen Sprache des Mittelalters wurden Hebezeuge mit Ausleger nach dem Kranich benannt, an dessen Hochbeinigkeit und steife Halsbewegungen sie erinnerten. Kräne entstanden im 12. Jh. als Weiterentwicklung der Aufzüge an den Großbaustellen der frz. Gotik. Der technische Fortschritt bestand darin, dass der hölzerne Ausleger schwenkbar gelagert war, die Förderlast also direkt im Arbeitsbereich abgesetzt werden konnte und darin, dass der Ausleger die Last in sicherem Abstand von der Außenwand und den daran befestigten Gerüsten hielt. Am Ausleger, soweit er nicht als Gitterkonstruktion gefertigt war, fanden sich spätestens seit dem 14. Jh. Trittsprossen, über die das Auslegerende zum Warten der Rolle oder zum Lösen eines verklemmten Seiles erreicht werden konnte. Die Leitrolle war entweder im äußeren Ende des Auslegers gelagert oder daran aufgehängt. Eine zweite Rolle konnte am säulenseitigen Ende des Auslegers oder am Säulenkopf angebracht sein, wodurch das Zugseil der Winde senkrecht zugeführt und die Beherrschung der Statik am Windengestell erleichtert wurde. Bei der häufigsten Form des Krans, dem Galgenkran, wurde der Ausleger gegen die Säule durch eine schräge Strebe gestützt, wodurch sich eine Dreiecksgestalt ergab. Bei einer anderen Form saß der Ausleger der Säule wie der Querstrich eines T auf; beide Enden des Auslgers trugen eine Rolle, über die das Seil zur Last bzw. zur Aufzugswinde hin lief.

Der Seilzug wurde mittels Haspel oder Tretrad erzeugt, die Hubhöhe war durch die Schwierigkeit begrenzt, entsprechend lange Seile herzustellen. Aus diesem Grunde fanden bei Kränen kaum je Flaschenzüge Verwendung und wurde das Tretrad häufig auf der jeweiligen Höhe der Arbeitsebene aufgestellt. Größte Bedeutung hatten Krane beim Bau mittelalterliche Großkirchen. Zum Turmbau am Kölner Dom wurde bis 1842 ein hölzerner, drehbarer Kran mit mächtigem Tretradantrieb verwendet.

Krane waren nach zimmermannszünftiger Tradition konstruiert, nur an besonders belasteten Stellen wurden zur Verstärkung geschmiedete Laschen, Bandagen und Klammern angebracht. Auch die hölzernen Seilrollen, die Welle des Tretrads (Wellbaum) und der schwenkbare Ausleger waren auf eisernen Achsen gelagert. Im übrigen waren Krane so gebaut, dass sie leicht zerlegt und wieder aufgebaut werden konnten, um so beim Höherwachsen eines Gebäudes immer wieder auf höheres Niveau gebracht werden zu können.

Um in Hafenanlagen die Waren vom Kai aufs Schiff und umgekehrt befördern zu können, waren schwenkbare Hebewerke vonnöten. Diese bestanden entweder aus einer Wippe mit schwenkbar angeschlagenem Lastarm oder aus modifizierten Kranen, wie man sie von Großbaustellen her kannte.

1244 wird in Utrecht ein “instrumentum, quod dicitur crane” erwähnt. Derartige Maschinen gab es 1263 in Antwerpen und 1285/86 in Dordrecht. 1287/88 entstand der große Hafenkran in Brügge. Für Hamburg ist 1291 ein Kran mit Tretradantrieb belegt. Im Lüneburger Hafen wurde 1330 ein Kranhaus zur Verladung des Salzes gebaut. Im 15. Jh. wurden in den Handelsstädten auch steinerne Kranhäuser errichtet, so das Kranhaus in Trier (1413) oder das Krantor zu Danzig (1443). In dem ersteren besorgen zwei Trettrommeln von 4,2 m Durchmesser den Antrieb, im zweiten sind in zwei Stockwerken zwei Paar Treträder von 6 bzw. 6,5 m Durchmesser untergebracht, mit deren jedem zwei Männer bis zu 2.000 kg. schwere Lasten heben konnten. Ursprünglich war der gesamte Kran – wie eine Bockwindmühle – um eine zentrale senkrechte Achse drehbar; um 1400 entstanden vor allem am Mittelrhein zum Verladen der schweren Weinfässer und Mühlsteine Kräne mit stationärem Kranhaus, bei denen nur die Dachhaube mit dem Ausleger drehbar gelagert waren (Turmkran). In der zweiten Hälfte des 15. Jh. gab es in Köln einen Schwimmkran, der zum Auswechseln der Mühlsteine auf Schiffsmühlen benutzt wurde.

In Hamburg – und wohl in anderen Hafenstädten auch – besorgten den Kranbetrieb zum Be- und Entladen von Schiffen ein Kranmeister (magister cranonis) und seine Krandiener (familiares cranonis); diese standen im Sold des Kranpächters, der aus den Hebegbühren seinen Lebensunterhalt sowie die Pachtgebühren bestritt; vom Ende des Mittelalter an wurde Letzterer durch einen städt. Beamten ersetzt.

Die Hubgeschwindigkeit betrug bei Windenantrieb etwa 6 m/Min., bei Tretradantrieb (bei dem allerdings wesentlich größere Massen gehoben werden konnten) ca. 1 m/Min. Bei Berücksichtigung der Zeiten für Befestigen und Lösen der Lasten, für das Zurückgeben des Seiles und für Erholung der Krantreter oder Windenknechte dürften nicht mehr als 5 – 10 Lastspiele pro Stunde möglich gewesen sein.

(s. Baumaterialtransporte, Kranrecht)

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