Krebs

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Krebs (mhd. krebez, krebz, krebze = die Krebskrankheit, bösartige Geschwulst [auch = das Tier, das Sternbild Krebs oder ein schalenförmiger Brustharnisch]; lat. cancer, carcinoma; von Hippokrates stammt der Vergleich der von einer Krebsgeschwulst aus das umgebende Gewebe infiltrierenden Blutgefäße mit dem Krebstier, das seine Beine und Scheren ausstreckt). In der mittelalterliche Medizin des Abendlandes herrschten hinsichtlich der Krebskrankheit die Ansichten griechischer und römischer Ärzte (z.B. Hippokrates, Galen, Celsus) vor, wie sie von den Arabern (z.B.Avicenna, Avencoar, Averroes, Rhazes) übernommen und ergänzt worden waren. Als Ursache sah man eine Störung des Säftegleichgewichts an, speziell das Überwiegen der Schwarzgalle (s. Säftelehre). An Erscheinungsformen kannte man u.a. Brust- und Gebärmutterkrebs, Speiseröhren-, Magen- und Mastdarmcarzinom, und man unterschied schmerzfreie und schmerzhafte Carzinome. An diagnostischem Methoden kannte man die digitale Rektumpalpation und die Beurteilung einer Geschwulst nach Wachstum, Konsistenz, Geschwürs- und Metastasenbildung. Als Behandlung empfahl man diätetische Mittel (z.B. Aderlass, Abführmittel), Einnahme von diversen Pflanzendekokten, äußerliche Anwendung von Salben und Angüssen und/oder den chrirurgischen Eingriff. Letzterer sollte nur vorgenommen werden, wenn die Möglichkeit zu einer radikalen Resektion bestand, also etwa bei einem Mammacarzinom, nicht jedoch bei einem Gebärmutter- oder Rektumcarzinom. Die restlose Entfernug carzinomatösen Gewebes konnte durch Kauterisieren sichergestellt werden. Es sollten nur junge, kleine Tumoren, nicht alte und große operiert werden. Jede Krebsoperation verlief unter starken Blutungen; die Blutstillung erfolgte durch Kauterisieren und durch Gefäßunterbindung. Zur Schmerzlinderung verabreichte man Mohnaufgüsse.

Krebsoperationen waren – wie andere chirurgische Eingriffe auch – zunächst Sache der handwerklich geschulten Wund- oder Schneidärzte; einer der ersten Schulmediziner, die sich in praxi mit mit Krebsoperationen befassten, war Henri de Mondeville (um 1250 – um 1325). Er schreibt in seiner “Chirurgia”: “Kein Krebs heilt, er wäre denn ganz und gar radikal herausgeschnitten; wenn nämlich etwas zurückbleibt, steigert die Bösartigkeit sich von der Wurzel aus.”

An Brustkrebs erkrankte Frauen riefen die hl. Agathe um Hilfe an, die Märtyrerin, der die Brüste mit Zangen ausgerissen worden waren. Weitere Schutzpatrone der Krebskranken waren die Heiligen Adelgund, Beatus, Fiacrius und Ägidius.

Im Volksglauben galt das Krebsgeschwür als durch Dämonenbiss oder Verwünschung verursacht. Zahllos sind die Versuche seiner Heilung, darunter das Auflegen von frischem, noch blutigen Fleisch oder eines lebenden Krebses (der – mit verbundenen Scheren – so lange auf dem Carcinom zu bleiben hatte, bis er tot war), das Einnehmen und die äußerliche Anwendung von diversen Mitteln und das Sprechen von Segenssprüchen. Ein Rezept aus dem 8. Jh. (zit nach Siegfried Epperlein): “Brenne Salz und Seife und den Schleim der Schalenauster. Mische alles zusammen. Mit altem Linnen reinige vorher aber (die Wunde). Reibe daran immer so lange, bis dass es blutet. So oft als möglich lege es immer darauf, bis es zu fließen beginnt, und lass es nicht die Wunde benetzen (…) Dann trockne es alles sauber ab, tu zusammen das Weiße von Eiern und reinen Honig; verbinde damit die Wunde.”

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