Legenden

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Legenden (v. lat. legendum = das zu Lesende/Vorzulesende). Die Bezeichnung kommt von dem mittelalterliche Brauch, an den Jahrestagen von ® Heiligen volkstümlich-erbauliche Erzählungen über deren Leben im Rahmen der Liturgie oder im klösterlichen Refektorium zu verlesen. (Das mhd. Lehnwort “legende” ist erstmals im 13. Jh. durch die “Legenda aurea” belegt. Frühere Heiligenbiographien wurden als Acta Sanctorum oder Acta Martyrorum benannt.) Nicht auf historischen Wahrheitsgehalt, wie wenigstens ansatzweise noch die Heiligenviten (s. Hagiographie), sondern auf erbauende, indoktrinierende und appellative Wirkung war die Legende angelegt. So wurde beispielsweise die eindrucksvolle Figur des hl. Christophorus als Titelfigur einer Märtyrerlegende glatt erfunden. Legenden berichten nicht nur von jenen Wundertaten, welche Heilige zu Lebzeiten vollbracht hatten, sondern auch von solchen, welche sie nach ihrem Tod bewirkten. Dem Heiligen wurden außer gewährter Hilfe auch Rache und Strafe zugeschrieben, die Menschen ereilten, welche sich irgendwie versündigt, den Heiligen oder seine Anhänger gelästert oder sich am Besitztum “seiner” Kirche vergriffen hatten.

Dem Aufbau nach bestehen Legenden aus einer Aneinanderreihung kleinerer Erzählungen, deren jede eine bewundernswerte oder wunderbare Tat des Heiligen zum Inhalt hat und für sich allein erzählt werden konnte. Der/die Heilige selbst macht keine Persönlichkeitsentwicklung durch, seine/ihre Heiligkeit tritt von Kindheit an zu Tage, manchmal gar schon vor der Geburt. Und die Kette der Episoden reißt mit dem Tod des/der Heiligen nicht ab, eher wächst die Zahl der Wundertaten post mortem noch an.

Nach den in Verse gefassten Legendensammlungen entstanden vom 14. Jh. auch Prosalegendare, als deren ältestes, zugleich umfangreichstes das nach Predigten zusammengestellte “Buch von der heiligen lebine”, 1343-49) des Hermann von Fritzlar gilt. Um 1400 entstand das anonyme deutschsprachige Legendar ®”Der Heiligen Leben”, das als Lesebuch und hagiographisches Nachschlagewerk für Laien und Klosterfrauen angelegt war.

Als Legendare bezeichnet man Sammlungen, in denen die Legenden nach der Reihenfolge der Heiligentage im Kirchenjahr (per circulum anni) angeordnet waren. Derartige Sammlungen wurden im deutschsprachigen Raum seit der Wende des 8./9. Jh. nach lat. (mediterranen, westfränk.) Vorbildern angelegt. Größere Sammlungen entstanden vom Beginn des 13. Jh. an, so z.B. die ® “Legenda aurea”, um 1275, auf die viele volkssprachliche Versionen und die mhd. Legendensammlungen ®”Passional” und ®” der Väter (Väterbuch)” zurückgehen.

Dem Inhalt nach lassen sich verschiedene Untergattungen unterscheiden: die “Vita” (nicht im Sinn einer Biografie sondern einer Beschreibung der asketischen Lebensweise und deren Belohnung), die “Passio” (eine Erzählung um das Martyrium eines Heiligen), die “Visio” (der Bericht um Jenseitsreien und Visionen), die “Translatio” (Bericht um Ereignisse und handelnde Personen bei einer Reliquienübertragung) und das “Mirakel” (Erzählung von ® Wundern, die durch den oder am Heiligen geschahen). Selten waren Legendare nach Heiligentypen geordnet, etwa nach männl. oder weibl. Heiligen, nach Aposteln, Lokal- oder Regionalheiligen.

Das nacherzählende Niederschreiben von Legenden galt als gottgefälliges Werk und wurde von manchen Autoren auch als Buße vollbracht.

(s. Georgslied; (“Der heilige Georg“) s. Reinbot von Durne; (“Gregorius“) s. Hartmann von Aue; (“Flores sanctorum“) s. Jean de Mailly; (“Barlaam“) s. Rudolf von Ems; (“Legenden vom heiligen Kreuz”) s. Heinrich v. Freiberg; Helwic von Waldirstet; Hühnerlegende; Martyrologium)

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