Lehnwörter des Mhd

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Lehnwörter des Mhd. Wichtigste Lehngutsquelle des Deutschen war während des ganzen Ma. das Lateinische. Zwischen dem 12. und 14. Jh. war daneben das Französische die wichtigste Quelle (des Mhd.). Ca. 2.000 Ausdrücke des zeitgenössischen kulturellen Lebens, der höfisch-ritterlicher Sphäre sowie für materielle Güter wurden aus dem frz. Kulturkreis übernommen. Weitaus geringer war Einfluss des Italienischen, dem hauptsächlich Termini des Handels- und Bankenwesens entnommen sind. Aus dem Slawischen gelangten hauptsächlich Wörter ins Deutsche, welche Gegebenheiten aus der natürlichen und bäuerlichen Umwelt bezeichnen. Dem Arabischen entstammen Fachausdrücke der Alchemie, Mathematik und Astronomie.

1.) Lehnwörter aus dem Lateinischen. Im Spätmittelalter wurden auffallend viele lat. bildungssprachliche Verben mit dem Suffix -ieren eingedeutscht, z.B. absolvieren, appellieren, compilieren, contemplieren, dispensieren, disputieren, ordinieren, regieren, speculieren, studieren, visitieren. Auch die in diesem Zeitraum übernommenen lat. Substantive entstammen vornehmlich den verschiedenen Wissenschaftsbereichen, z.B. (in ihrer heutigen Schreibweise): Advokat, Apotheke, Arznei, Disziplin, Exempel, Grammatik, Instrument, Karren, Magnet, Metall, Praktik, Register, Substanz, Text, Zirkel.

2.) Französisches Lehngut. In der dt. höfischen Literatur war es zwischen dem 12. und 14. Jh. Mode, franz. Wörter zu verwenden. Ein Teil davon ging in die dt. Gemeinsprache ein und hat sich auf Dauer erhalten, z.B.: mhd. abentiure (gewagtes Unternehmen) – afrz. aventure; ban[i]er[e] – banniere; basthart – bastart; buhurt – behort; busune – buisine; erker[e] – arquiere; fasan – faisan; goufe – coiffe; harnasch – harnais; kompan – compain; parlier, parlierer – parler; partie (Abteilung, Partei) – partie; parzivant, persevant (Unterherold) – poursuivant; passasche (Weg, Furt) – passage; prüeven – prover; scharlach, scharlat – escarlat; teller – tailleor; solt – solde (afrz., = Bezahlung; daher mhd. soldenaere); tanz – danse; turnei – tornier; vassall – vassall.

3.) Italienisches Lehngut wurde vor allem in der 2. Hälfte des 13. Jh. und im 14. Jh. übernommen, als Italien führend im Handels-, Bank- und Schiffahrtswesen war. Beispiele: banc (mhd., = Wechseltisch) – banco; barke – barca; gros, grosse (Groschen) – grosso (mlat. denarius grossus); kapitan (Anführer) – capitano; ketzer – gazaro (Cathari); compas – compasso; pirate – pirata; ris (Reis) – riso (aus d. Indischen); zuccer – zucchero (aus d. Indischen). Im 15. Jh. wird aus dem ital insalata das dt. Wort Salat für in Essig, Öl und Gewürze eingelegte rohe Gemüseblätter.

4. Slawisches Lehngut bezieht sich vorrangig auf Gegebenheiten der natürlichen Umwelt, der Landwirtschaft und der Küche, und geht überwiegend auf das Sorbische zurück. Beispiele: Bemme (geschmierte Brotschnitte), Dolmetsch, Gockel (v. wend. gokra), Göpel, Graupe (geschälte Gerste), graupeln, Grenze, Gurke, Halunke, Hamster, Jauche, Jause, Kren, Kummet, Kürschner, Nerz, Peitsche, Petschaft, Pistole, Plötze, Prahm, Preiselbeere, Reizker, Schmetten (Fettschicht auf ungekochter Milch), Schöps (v. slaw. skopetz = verschnittener Hammel), stäupen, Stieglitz, Tobel (Korb), Trabant (v. drabant = Söldner), Ukelei, Zander, Zeisig, Zobel, Zwetschge (v. svestka).

5. Arabisches Lehngut. Viele wissenschaftl. Termini aus dem arab.-islam. Kulturkreis fanden schon im Mittelalter Eingang in die dt. Sprache. Einige wenige Beispiele: Aldehyd, Alembik, Algebra, Algorithmus, Alkali, Alkohol, Amalgam, Amulett, Azimut, Azur, Elixier, Lack, Laute, Matratze, (Schach-)matt, Nadir, Safran, Sennes, Sirup, Soda, Talisman, Zenit, Ziffer, Zucker.

6.) Lehnwörter aus dem Hebräischen und Jiddischen. Viele Ausdrücke aus diesen Sprachen gingen über das Rotwelsch in den deutschen Sprachschatz ein. Eine kleine Auswahl: Bammel (jidd., v. hebr. baal/Herr und ema/Angst, = Furcht); Beisl (jidd., v. hebr. bajit/Haus, = Kneipe); Buhei (v. jidd. paihe/Lärm, = Aufheben, Getue); Ganove (Rotw., v. hebr. gannaw/stehlen, = Gauner); “Hals- und Beinbruch” (v. hebr. “hazlacha uwracha”/”Erfolg und Segen”, i.S.v. “viel Glück!”); Kaff (jidd., v. hebr. kafar/Dorf; = unbedeutender kleiner Ort); kapores (Rotw., über jidd. v. hebr. kaparot/Sühneopfer, = entzwei, verdorben); malochen (v. jidd. maloche/Arbeit, = körperlich schwer arbeiten); Reibach (jidd., v. hebr.rewah/Gewinn, = unverhältnismäßig hoher Gewinn); Schmonzes (jidd. schmoo/Unsinn, = Geschwätz); schofel (Rotw., v. jidd. schophol/niedrig, = gemein, schändlich).

(s. Rotwelsch)

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