Leim

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
Erkunde das Mittelalter: Über 3.979 Seiten und mehr als 6.400 Einträge bieten dir einen tiefen Einblick in diese Ära. Vom Ablass bis zur Zunftordnung - dieses eBook ist dein Guide durch die Geschichte, Gesellschaft und Kultur Europas von 500 bis 1500 n. Chr. Entdecke in „Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen“ auf 111 Seiten die mittelalterliche Burgenwelt: Architektur, Alltag und ihre Rolle im Mittelalter kompakt erklärt.

Leim (mhd., ahd. lim = urspr. „eine zum Verschmieren dienende klebrige Erdmasse“; heutige Definition: plastische, flüssige oder feste Werkstoffe, die feste Fügeteile gleichen oder unterschiedlichen Materials durch Oberflächenhaftung (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) dauerhaft verbinden). Wie archäologische Befunde erweisen, ist in der Steinzeit Birkenharz zum Befestigen von Speerspitzen benutzt worden. Die Ägypter kannten verschiedene Klebestoffe auf der Basis von Kasein sowie von Blutalbumin, Glutamin, Zucker oder Stärke. Römische Handwerker haben Leimarten der Ägypter übernommen; es ist wahrscheinlich, dass mittelalterliche Herstellungarten in dieser Tradition standen.

Ma. Leime wurden aus tierischem Material (Fischschuppen, Pergamentresten, Häuten, Knochen und Knorpel aus Abfällen der Schlachter, Abdecker und Gerber) erkocht. Die Leimsieder bedienten sich dazu eines mit Bleiblech ausgekleideten Bottichs, aus dem die noch heiße Leimbrühe in Fichtenholztröge abgelassen wurde, wo sie abkühlte und erstarrte. Die Leimsiederei wurde wegen der Geruchsbelästigung und wegen der Brandgefahr in städtischen Randlagen angelegt.

Theophilus nennt neben anderen Leimrezepturen eine mit dem Ausgangsprodukt Käse: „Weicher Kuhkäse wird sehr fein geschnitten und in einem Mörser in kaltem Wasser gewaschen; mit einem Stößel rührt man das Gemisch so lange um, bis das immer wieder neu eingefüllte Wasser klar bleibt. Man drückt die Paste mit der Hand aus und wirft sie bis zum Erstarren in kaltes Wasser. Dann wird sie auf einem gut zusammengefügten Holztisch mit einer Walze zerrieben. In diesem Zustand kommt sie wieder in den Mörser, und wird wiederum mit dem Stößel zerstoßen. Dann fügt man mit frischem Kalk angerührtes Wasser hinzu, bis die Paste etwa so dick wie Mark geworden ist.“

Als Heißkleber dürfte auch Baumharz (s. Harz) verwendet worden sein.

In der Buchmalerei wurde vor allem Pergament- und Fischleim als Bindemittel verwendet. Beim Kochen von Pergamentabfällen lösen sich die Leimbinder, die im heißen Zustand als klare, sämige Flüssigkeit abgesiebt werden. – Fischleim (Ichtyocollon) wurde aus der getrockneten Schwimmblase des Störs gewonnen und galt als der beste Leim. Zusammen mit Gips wurde wie Hautleim auch zur Grundierung bei der Tafelmalerei benutzt.

In der Schreinerei waren Leimverbindungen zunächst verpönt, wurden jedoch später üblich und zu einem Unterscheidungsmerkmal dem Zimmererhandwerk gegenüber.

(s. Malfarben; Leimrute s. Vogelherd)

Bestseller Nr. 1
Bestseller Nr. 2
Bestseller Nr. 3
Bestseller Nr. 4
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Adel bis Zunft, Ein Lexikon des Mittelalters
Volkert, Wilhelm (Autor)
2,53 EUR
Nach oben scrollen