Lexikon des Mittealters | Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag |
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Mär (mhd. daz maere = Geschichte, Erzählung; ahd. mari = Kunde, von ahd. maren = rühmen, verkünden. Nhd. Terminus für dt. Verserzählungen der Zeit von 1200 bis 1500). Verserzählungen (“Versnovellen”) von mittlerer Länge (ca. 150 – 2.000 Verse, demnach zwischen Bispel und Roman angesiedelt), die stilistisch der höfischen Epik nachempfunden sind, diese im übrigen aber schwankhaft parodieren. Die Handlung ist – anders als bei Fabeln und Legenden – von fiktiven menschlichen Akteuren getragen und befasst sich mit diesseitig-profanen Gegebenheiten wie Liebeswirrungen, Schelmenstreichen und Gaunereien, aber auch mit rührseligen oder moralträchtigen Verwicklungen. Typischerweise wird von menschlichen Schwächen, von lasterhaftem Verhalten und von psychischer oder physischer Gewalt gehandelt – Szenen, die beim Publikum Gelächter auslösen. Vertreter dieser Literaturgattung waren Konrad von Würzburg (“Herzmaere”), Wernher der Gartenaere (“Meier Helmbrecht”), Der Stricker, H. Rosenplüt, H. Folz, Heinrich Kaufringer und Herrand von Wildonie.