Märtyrerkult

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Märtyrerkult (zu. grch. martys = Zeuge; mhd. marteraere, marteraerinne ahd. martiari). Wenn ein christgläubiger Mensch einer heidnischen Obrigkeit gegenüber bis in den Tod hinein an seinem Glauben festhielt, seinen Glauben “bezeugte” (“Blutzeuge”), so galt er als vom Hl. Geist beseelt, durch die “Bluttaufe” aller Sünden ledig und hatte unmittelbar nach seinem Tod Zutritt zum Paradies. Theologen deuteten den Märtyrertod als Nachfolge im Leiden und Sterben Christi, den Märtyrer selbst als einen von dessen Jüngern.

Der Märtyrerkult entstand während der Zeit der Christenverfolgung des 2./3. Jh. (unter Decius, Nero, Trajan, Mark Aurel, Diokletian). In propagandistischer Absicht wurden schon in der Alten Kirche Märtyrerakten (Acta Martyrum) verfertigt, die – der höheren Glaubwürdigkeit wegen – im kargen behördlichen Protokollstil gehalten waren. Daneben kursierten erbauliche Schriften (passiones) und Märtyrerlegenden, die angeblich ebenfalls auf historischen Begebenheiten basierten. War das Ideal des christl. Märtyrers ursprünglich Gewaltlosigkeit, so entstand unter dem Eindruck der Kreuzzüge und des Ordensritterwesens das Bild des kämpferischen Glaubenszeugen, der im Streit gegen die Ungläubigen das Märtyrium erlitt. Begräbnisstätten von Märtyrern galten als Heilsorte und wurden zu Wallfahrtszielen, an denen Kirchen und Kapellen entstanden. Nachdem der Brauch aufgekommen war, Märtyrergebeine in die Kirchen zu überführen (s. Translation) und unter dem Altar beizusetzen, erblühte ein schwunghafter Handel mit Märtyrer-Reliquien, dessen Auswüchse am Ende des Mittelalter wachsende Kritik herausforderten (s. Reliquien).

In der bildenden Kunst des Mittelalter – besonders des Spätmittelalter – nahm die drastische Darstellung von Folter und Tod der Märtyrer breiten Raum ein.

(s. Grausamkeit, Heilige)

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