Magyaren

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Magyaren Ein Verband finno-ugrischer (Magyaren) und bulgaro-türkischer (Onoguren; daher Ungarn) Nomadenstämme, der aus der pontischen Steppe stammte, war bis zum 8. Jh. zum Karpatenbecken vorgestoßen, wanderte im 9. Jh. unter dem Druck türkischer Petschenegen nach Westen weiter, und machte sich unter dem Stammesfürsten Arpad 896 im Kerngebiet des heutigen Ungarn, in den Niederungen von Theiß und Donau, endgültig sesshaft. Von dort aus verübten ihre Reiterkrieger, die etwa ein Viertel der Gesellschaft ausmachten, fortwährend überfallartige Streifzüge nach Westen, begingen Raub, Brand, Mord, Vergewaltigung, Kirchen- und Klosterschändung. – Abt Regino von Prüm beschreibt in seinem “Chronicon cum continuatione Treverensi” (889) die Ungarn als wildestes Volk, ohne jedes Mitleid, dessen Krieger rohes Fleisch äßen, Blut tränken und die Herzen Erschlagener als Heilmittel einnähmen.

Ein zur Verteidigung der Stammlande und der Kolonisationsgebiete in Pannonien aufgebotenes Heer des bayer. Markgrafen Luitpold erlitt im Sommer 907 bei Preßburg eine vernichtende Niederlage, in der mit den Heerführern fast der gesamte Nachwuchs des bayer. Adels zu Grunde ging. Einen ersten Sieg über die bis dahin als unschlagbar geltenden Ungarn erfocht 933 Heinrich I. in der Schlacht bei Riade (an der Unstrut). Durch diesen Sieg konnte Heinrich sein gerade entstehendes Reich stabilisieren. (Vorher hatte er neun Jahre lang durch Tributzahlungen an die Ungarn die Sicherheit seines Herzogtums Sachsen erkauft.) Um erneuten Einfällen nach Deutschland, Frankreich und Italien vorzubeugen, sammelte Heinrichs Sohn Otto I. ein großes Heeresaufgebot, das er in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 zum Sieg führte. Nach ihrem Rückzug nach Ungarn begründete der magyarische Fürst Arpad (s.Arpaden) ein Königreich, das von Deutschland aus missioniert wurde und unter Geza I. (970 – 97) zum Christentum übertrat. Die Magyaren assimilierten in der Folgezeit die in Pannonien sesshaft gebliebenen Germanen, Slawen und Dakoromanen. Erster von Rom anerkannter König war Stephan I. der Heilige (997 – 1038), der mit Gisela, der Tochter Heinrichs II., Herzog von Bayern, verheiratet war. Stephan (der ursprünglich Waik hieß und ein Urenkel Arpads war) hatte sich erst als 20jähriger taufen lassen, hatte von Papst Silvester II. eine eigens für ihn gefertigte Krone übersandt bekommen und war als Herrscher eifrig bemüht, das Heidentum unter seinen Untertanen mit Feuer und Schwert auszurotten. Gegen Ende des 11. Jh. leitete die magyarische Monarchie eine Expansionspolitik auf dem Balkan ein, die zum Interessenskonflikt mit Byzanz führte. Bis zum Ende des 12. Jh. wurden die Byzantiner aus dem nordwestl. Balkan vertrieben, den unterworfenen Slawen in Kroatien und Dalmatien wurde das röm. Christentum aufgezwungen. Geza II. (1141 – 62) holte dt. Siedler ins Land, die besonders in Oberungarn und Siebenbürgen ansässig gemacht wurden. Den wachsenden Rechtsansprüchen der mächtig gewordenen Adligen (Magnaten) musste Andreas II. (1205-35) in seiner “Goldenen Bulle” (1222) entsprechen. 1235 – 70 wurde Ungarn von den Mongolen überrannt, die das Land nach gründlicher Verwüstung, 50 %igem Verlust der Bevölkerung und nachfolgenden Hungersnöten wieder verließen. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) kam die ungar. Krone an das Haus Anjou-Neapel, das bis 1382 regierte. Unter angevinischer Herrschaft erlebte das Land eine Periode des Wohlstands und der kulturellen Blüte. 1377 konnte König Ludwig der Große das Land zur Abwehr der Türken hinter sich vereinen. Nach dem Aussterben der Angevinen kam Ungarn unter die Herrschaft Sigismunds von Luxemburg (1387) und der polnischen Jagiellonen. 1458 wurde der Sohn des ungarischen Reichsverwesers Johann Hunyadi als Matthias I. (Corvinus) zum Konig gewählt. Er machte sich durch die Abwehr der Türken verdient und eroberte Wien, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten. Am Ende des Mittelalter wurde Ungarn durch Kämpfe zwischen Kleinadel und Magnaten geschwächt und in steigendem Maß von der Gefahr einer türk. Invasion bedroht. (1521/26 sollte es dann zur Besetzung Ungarns durch die osman. Truppen unter Suleyman I. kommen)

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