Martini

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Martini, Martinstag. Gedenktag des hl. Martin von Tours (um 316 – 397), eines Offizierssohnes aus dem Gebiet des heutigen Ungarn, der vom röm. Gardereiter zum Missionar und Bischof in Gallien avancierte und als erster Heiliger der röm. Kirche und als Schutzpatron des merowingisch-fränkischen Reiches verehrt wurde. (Der Name Martinus fußt auf einem Bezug zum Kriegsgott Mars und bedeutet Kämpfer, Krieger). Martins Mantel (lat. cappa), den er der Legende zufolge mit einem frierenden Bettler geteilt hatte, wurde zum Reichskleinod des fränkischen Reiches (s. Kapelle). Über dem Grab St. Martins in Tours wurde eine Abtei erbaut, die bis ins Hochmittelalter als bedeutendstes kirchliches Zentrum des Frankenreiches und als Nationalheiligtum galt.

Der Martinstag (begangen am 11.11., obwohl St. Martin am 08. 11. 397 gestorben ist) stellt die christl. Umformung eines germanischen Herbstfestes dar, das um diese Jahreszeit zu Ehren Wotans begangen worden war. Er war schon im Frühmittelalter im ganzen Abendland ein bedeutendes Datum im Jahreslauf: es markiert das Ende der Vegetationsperiode und des landwirtschaftlichen Arbeitsjahres, war letzter Termin für den Abtrieb des Viehs von der Sommerweide, Tag für die Entlohnung des Gesindes und für die Abgabe der Naturalsteuern sowie Beginn der Schlachtsaison für dasjenige Vieh, das nicht den Winter über gefüttert werden sollte. Martini wurde schon bald mit Umzügen – angeführt von einem Martinsdarsteller, auf einem Schimmel reitend – und mit Schmausereien begangen. Bis zum 11. Jh. waren die 40 Tage zwischen Martini und Weihnachten Fastenzeit. Die Martinsgans – ursprünglich ein Pachtzins für ein Stück Land – als Festspeise ist erstmals 1270 im Thurgau belegt. (Der Brauch geht nach anderer Lesart womöglich auf die alte Vorstellung zurück, dass die Gans einen Vegetationsgeist verkörpere und dass man sich diesen durch Verspeisen einverleibe und dienstbar mache. Einer Legende zufolge hat sich Martin, um der Berufung als Bischof zu entgehen, in einem Stall versteckt und wurde durch das Geschrei von Gänsen verraten.)

St. Martin wurde zum Patron Frankreichs und Ungarns und vieler europäischer Städte sowie zahlreicher Handwerke und Zünfte. Er galt als Schutzheiliger der Haustiere (besonders der Gänse und Pferde) und wurde gegen Hautleiden wie Rotlauf und Blattern angerufen. Zahlreich sind die Mirakelgschichten um St. Martin. Mit Engeln und Dämonen hatte er Umgang wie mit seinesgleichen. Er erweckte Tote und heilte Kranke. Noch an seinem Grab ereigneten sich viele Wunder. Staub und Erde vom Grab des Heiligen galt – in Wasser eingenommen – als wirkmächtige Medizin.

Die populärste Lebensbeschreibung Martins stammt von Sulpicius Severus (Vita Sancti Martini, 4. Jh.), seinem vertrauten Freund, der sie noch zu Lebzeiten Martins begonnen hatte und sie kurz nach dessen Tod veröffentlichte.

Der Martinskult hat sich im Frankenreich und in Nordwestdeutschland rasch verbreitet und hatte schon zur Karolingerzeit viele Kirchenpatrozinien zur Folge. In der darstellenden Kunst wie im Volksbrauchtum wird St. Martin als Ritter auf einem meist weißen Pferd dargestellt und somit den Hll. Michael und Georg gleichgestellt. Er erscheint auch als Bischof mit einer Gans unter dem Arm oder mit einer Hostie im Strahlenkranz über dem Haupt.

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