Masturbation

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Masturbation (v. lat. manus = Hand und perturbare bzw. stuprere = mit Händen erregen bzw. schänden; auch: Onanie, nach der bibl. Gestalt des Onan, der seinen Samen zur Erde tropfen und verderben ließ {Gen. 38}). Sexuelle Selbst- oder Fremdbefriedigung durch manuelle Reizung der Geschlechtsorgane war in der grch. und röm. Antike gängige Praxis, schon weil man annahm, dass der nicht ausgestoßene Same faulen und die Zersetzungsprodukte Krankheiten verursachen würden (so der Arzt Galenos, 2. Jh. u.Z.). Hippokrates (4. Jh. u.Z.) dagegen sah einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Selbstbefriedigung und Rückenmarks-Schwindsucht. Außer der männlichen ist auch die weibl. Masturbation als selbstverständliche sexuelle Betätigung durch Bild- und Textbelege für die Antike bezeugt.

Im christl. Mittelalter galt M. wie jede Sexualpraktik, die nicht auf Nachkommen zielte, als Sünde der Sodomie, als Verstoß gegen das Enthaltsamkeitsgebot, und somit von göttl. Strafe bedroht. Darin fand die jüd. Tradition ihre Fortsetzung, nach der jede Ejakulation außerhalb des ehelichen Beischlafs eine sträfliche Verschwendung der Zeugungskraft war. Im Bußbuch des irischen Missionars Columban (7. Jh.) stand auf M. eine zweijährige Buße. Auch andere mittelalterliche Poenitentiale behandeln M. als Sünde wider die Natur, als unreine Lust, und stellen sie unter schwere Strafen bis hin zu körperlicher Züchtigung. Im 13. Jh. verschärfte sich der Kampf gegen sexuelle Verfehlungen und damit auch der gegen die Masturbation . Um 1400 brandmarkte der Theologe Jean Gerson die Selbstbefriedigung als “eine abscheuliche und ekelhafte Sünde, die gegen die Natur und besonders schwer genannt wird” und geradewegs in die Verdammnis führen könne.

Insassen der Mönchs- und der Nonnenklöster waren naturgemäß besonders der Versuchung zu sexuellem Lustgewinn ausgesetzt, und so suchte man sein Heil in Beten, Fasten und Selbstkasteiung (Geißeln, Auspeitschen) und sollte Verbotsregeln befolgen zu gegenseitigem Zellenbesuch und zu nächtlicher Beleuchtung in Gemeinschafts-Schlafräumen.

“Einige Kirchenmänner, wie z.B. Origenes (gest. 254), griffen zur Selbstkastration, um sich für immer von diesen Versuchungen zu befreien.” (M. Vogt-Lüerssen)

(s.Bußbuch, Sexualität, Unzucht)

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