Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Mechthild von Hackeborn (1241 – 98). Sie stammte aus dem Geschlecht der Freiherrn von Hackeborn, die in Nordthüringen und am Harz begütert waren. Siebenjährig wurde sie in das Zisterzienserinnenkloster Rodersdorf (bei Eisfeld) gegeben, wo ihre ältere Schwester Gertrud Nonne und von 1250 bis 1291 Äbtissin war. 1258 musste das Kloster wegen Wassermangels nach Helfta (bei Eisleben) verlegt werden. Hier wurde Mechthild Leiterin der Klosterschule und – ihrer Musikalität wegen – Vorsängerin im Chorgesang. 1261 nahm sie die fünfjährige Gertrud, nachmals „die Große“ genannt, in ihre Obhut, die später zusammen mit einer anderen Nonne im Auftrag der Äbtissin ihre (Mechthilds) mystischen Erlebnisse aufschreiben sollte. Mitschwester in Helfta war auch die Mystikerin Mechthild von Magdeburg.
M. v. Hackeborn war von schwächlicher Gesundheit, stand in einem mystisch-verzückten Minneverhältnis zu Jesus und wurde daraus mancher Glaubensweisheit und Tröstung teilhaftig. Bekanntestes ihrer Werke ist der mlat. „Liber specialis gratiae“. Er wurde zunächst von Mitschwestern ohne ihr Wissen aufgeschrieben, später wohl von Mechthild selbst redigiert aud fortgeführt. Er ist in sieben Teile gegliedert: 1. Mechthilds Visionen im Lauf des Kirchenjahres; 2. ihre besonderen Gnaden; 3. und 4. mystisch geprägte Gedanken zu rechter Andacht und christlichen Tugenden; 5. Jenseitsvisionen; 6. Leben und Tod ihrer leiblichen Schwester Gertrud; 7. ein Bericht über Mechthilds Verdienste und letzten Tage. Der Liber wurde auch in Volkssprachen übertragen und fand europaweit durch ca. 250 Handschriften Verbreitung.