Mönchtum

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Mönchtum. Aus dem Verlangen nach Gottesnähe in Einsamkeit und Weltabgeschiedenheit hatten sich in frühchristl. Zeit Einsiedler in unbewohnte Gegenden zurückgezogen. Zu diesen Vorbildern asketischer Lebensweise gesellten sich gelegentlich Schüler, es entstanden coenobitische ( = gemeisam lebende; auch “zönobitische”) Klostergemeinden. Von Ägypten und dem Vorderen Orient aus gelangte das Mönchtum im 4. Jh. auch zur röm. Christenheit, wo es in Spanien, Gallien und Irland Fuß fasste. Anders als in der Ostkirche überwog im Westen die coenobitische Form des Mönchtums und setzte sich in der Verfassung des Benedikt von Nursia (ca. 530) als Normalform durch. Mit Unterstützung geistl. und weltl. Mächtiger erlebte das abendländische Mönchtum einen wahren Siegeszug. Unter Karl d. Gr. wurden Klöster systematisch für die Kultivierungs-, Bildungs- und Erziehungsarbeit eingesetzt, die Klosterschulen waren – neben den Dom- und Stiftsschulen – die Keimzellen mittelalterliche Gelehrsamkeit. Benedikt von Aniane versuchte im Auftrag Ludwigs d. Frommen um 900 die verschiedenen consuetudines (Ordensregeln) in seinem “Codex regularum” zu vereinheitlichen. Eine neue Zielsetzung erbrachte die Cluniazensische Reformbewegung (10. – 12. Jh.), durch die das Mönchtum auf der Seite des Papstes in die Kirchenpolitik einbezogen wurde. In der cluniazensischen Klosterregel trat die Handarbeit gegenüber dem feierl. Gebetsdienst stark zurück. Dagegen forderte Bernhard von Clairvaux eine Rückkehr zur ursprünglichen Benediktregel, vor allem zur praktischen Arbeit. Niedrige Arbeiten waren besonders bei Mönchen und Nonnen adliger Herkunft verpönt – und deren gab es viele, wurden Klöster doch geradezu als Versorgungsanstalten für nachgeborene Söhne und Töchter adliger Familien benutzt.

Die Bettelorden des 13. Jh. entstanden aus dem fundamentalistischen Verlangen nach Rückkehr zu den monastischen Tugenden. Außer sexueller Abstinenz, Armut und Gehorsam nahmen sie auch die Unbehaustheit auf sich, als volksnahe Wanderprediger wollten sie vor allem die Massen der Stadtbevölkerung ansprechen.

Das Mönchtum des Hochmittelalter war gekennzeichnet durch ein straff durchorganisiertes Ordenswesen, durch differenzierte Zielsetzungen der Ordensarbeit (Kontemplation, Lehre, Seelsorge, Krankenpflege, Gebetsgedenken, Armenfürsorge) und durch unterschiedliche theologische und kirchenpolitische Tendenzen. Dass sich die Orden teilweise scharf befehdeten, dürfte dem Konzept eines machtbewussten Papsttums eher entsprochen haben. Das mittelalterliche Mönchsideal war – wie die wiederholten Reformansätze beweisen – stets durch Degenerations- und Auflösungstendenzen bedroht: Zersplitterung des Ordenswesens in viele eigenwillige Ausrichtungen, Reichtumshäufung hier, Ausbeutung durch die Kommende dort, Verflechtung mit Adelsinteressen, Missachtung der Regel und allgemeine Verweltlichung, ja Zuchtlosigkeit. Im Spätmittelalter haben sich diese Tendenzen verstärkt, die monastische Idee ausgehöhlt und geschwächt.

(s. Klosterleben, Konversen, Mönchsorden, Ordensregeln)

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