Mongolen

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Mongolen. Sammelbezeichnung für nomadisierende asiat. Stämme, die der mongolischen Sprachfamilie zugehören. Aus ihren Herkunftsgebieten in den Steppen Nord- und Westchinas brachen im Frühmittelalter einzelne Stämme als berittene Heerscharen auf, um in China, im mittleren Osten oder in Europa einzufallen. Um 1200 vereinigte Dschingis Khan (eigtl. Temüjin; 1155-1227) die Mongolen unter seinem Großkhanat, richtete zu Karakorum seine Machtzentrale ein und unterwarf Zentralasien, Teile von China, Indien, Persien, Afghanistan und des Kaukasus (Georgien). Die Nachkommen dieses größten Eroberers der Weltgeschichte setzten die Eroberungs- und Plünderungsfeldzüge fort; sie gründeten in Rußland das Reich der Goldenen Horde (13. – 15. Jh.; es reichte von westl. Kiew bis zum Jennisei), fielen in Polen, Schlesien und Ungarn ein und besiegten im April 1241 fast gleichzeitig christliche Ritterheere bei Liegnitz und Mohi und töteten den schlesischen Herzog Heinrich II. Für das gleiche Jahr berichten die Annales Gotwicenses (aus dem niederösterreichischen Kloster Zwettl): “Im selben Jahr kamen Eindringlinge aus dem Osten, die grausamer und unmäßiger waren als die anderen Völker, kein Geschlecht schonten sondern Junge wie Alte, Priester und Jungfrauen und auch Religiöse über die Klinge springen ließen: Einige von ihnen hängten sie an den Türpfosten auf, andere erschossen sie mit ihren Pfeilen, andere kreuzigten sie und vierteilten sie, wieder andere verschleppten sie als Gefangene.” (Zit. nach Frank Meier)

Von ihrem Stützpunkt in der ungarischen Puszta aus stießen sie bis an die Adria und bis nach Wien vor, um sich nach dem Tod des Großkhans Ögädai (Ogotai, ein Sohn Dschingis Khans) nach Osten zurückzuziehen. Die größte Ausdehnung erreichte das Mongolenreich unter Kublai Khan (1215-1294), der ganz China unterwerfen konnte und seinen Machtbereich bis Hinterindien, Korea, Japan und Java ausdehnte. Er verlegte den Hauptsitz seines Imperiums von Karakorum nach Xang-tu nahe Peking, von wo Marco Polo detaillierte Nachrichten ins christl. Abendland brachte. 1370 ergriff Timur Leng (Tamerlan; 1336 – 1405), ein gebürtiger Turkmene oder Türke, die Herrschaft im mittelasiatischen Mongolenreich. Er unterwarf das Reich der Goldenen Horde, fiel in Indien ein und schlug die osman. Türken bei Ankara (1402). Sein Reich zerfiel unter seinen Nachkommen, den Timuriden, in die Teilreiche Persien, Transoxanien und Indien. Die Mongolenmacht in Rußland erlahmte, sodass die russischen Fürsten unter der Führung Moskaus sich der Tributpflicht entziehen und die Großfürsten von Litauen ihr Reich bis zur Ukraine ausdehnen konnten.

Die Mongolen hingen schamanistischen Naturreligionen an. Je nach Kontakt mit fremden Religionen wandten sie sich auch dem Islam, dem Buddhismus oder dem christl.-nestorianischen Glauben zu. In Europa wurden sie in erster Linie als muslimische “Tataren” bekannt. (Der Name, der in Russland nach einem Teilstamm auf des ganze Volk der Mongolen bezogen worden war, wurde im Mittelalter diffamierend zu “Tartaren” verballhornt – schienen die schwarzhaarigen, fahlgesichtigen, schlitzäugigen Barbaren doch ex tartaro [aus der Hölle] zu kommen).

Die Überlegenheit der mongolischen Reiterheere lag in deren leichter Bewaffnung und damit großer Beweglichkeit und in ihrer Kunst als Reiter sowie im Umgang mit Pfeil und Bogen.

(s. Fleckfieber)

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