Musik

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Musik (von lat. ars musica = Musenkunst) Die Musik des Mittelalter wurde zunächst in den Klöstern und Domschulen als rein liturgische Klerikerkunst gepflegt. Sie diente vor allem der Verherrlichung Gottes, galt als Träger heiliger Wahrheiten, ließ die menschliche Seele die Weltharmonie erahnen. Darüberhinaus wurde Musiktheorie als Disziplin des Quadriviums gelehrt. Der mittelalterliche Begriff “musica” meinte also zum einen die Musiktheorie (scientia musica) als erstes Fach des Quadriviums, zum andern die Musikpraxis (musica practica). Die Musiktheorie (musica theoretica, musica speculativa) wurde den “rechnenden” Künsten zugezählt, weil sie nach antikem Vorbild als auf den arithmetischen Proportionen der konsonierenden Intervalle basierend und als Teil eines allumfassenden Zusammenhangs verstanden wurde, der kosmologische (musica mundana), leib-seelische (musica humana) und instrumentale (musica instrumentalis) Bereiche einschloss. Beda Venerabilis: “Die Musik aber besteht aus den Zahlengesetzen und bewegt sich nach ihnen”. Augustinus definierte in seiner Schrift “De musica” Musik als die “Wissenschaft von den guten Proportionen” (Musica est scientia bene modulandi), wobei unter Modulation die Proportionen 1:2, 2:3 und 3:4 zu verstehen sind, die den “vollkommenen” Akkorden von Oktave, Quinte und Quarte zugrundeliegen (s. Monochord). Zu den grundlegenden Musiklehrbüchern des Mittelalter zählte “De musica” des A. M. Boethius. Reproduzierende Ausübung der Musik, ohne Kenntnis der mathematischen und metaphysischen Grundlagen, wurde als niedrige Betätigung betrachtet und den artes mechanicae zugerechnet (Guido von Arezzo: “Die einen tragen vor, die anderen wissen, was die Musik ausmacht. Wer aber tut, was er nicht versteht, wird ein Tier genannt.”). Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Musiktheorie hatten Alkuin und Guido von Arezzo. Letztendlich diente das Studium der Harmonielehre kirchliche-liturgischen Zwecken zum höheren Lob Gottes.

Die schriftlich belegte Musikgeschichte des Mittelalter nördlich der Alpen begann in der karolingischen Epoche. Die älteste musikalische Niederschrift gregorianischer Kirchenmusik datiert, ebenso wie die älteste textliche Aufzeichnung, von der 2. Hälfte des 9. Jh. Der einstimmige Choralgesang ohne Instrumentalbegleitung war der verbindlich vorgeschriebene Musikstil, der vom 9. Jh. an durch Orgelbegleitung bereichert wurde. Vom 11. Jh. an wurde, gegen den Widerstand der konservativen Gregorianer, mit vielstimmiger (polyphoner) Musik experimentiert. Frankreich war führend in der Entwicklung der mittelalterliche Kunstmusik: der Musik der Notre-Dame-Epoche (etwa 1150 bis 1250), der Ars antiqua (etwa 1250 bis 1320) und der Ars nova (etwa 1320 bis gegen Ende des 14. Jh.). Papst Johannes XXII. erließ 1324 eine Bulle gegen die Musik der Ars nova, und forderte unter Androhung von Kirchenstrafen die Rückkehr zur herkömmlichen Musik der Notre-Dame-Schule und der Ars antiqua. Im 14. Jh. erwuchs in Italien eine eigenständige Musikkultur, die der französischen durchaus ebenbürtig war. Im 15. Jh. wird das europ. Musikleben von der franko-flämischen Kunst bestimmt.

Vom 12. bis 14. Jh. blühte in Deutschland die Kunst des Minnesangs, die sich an Vorbildern der frz. Troubadours orientierte. Ein bürgerlicher Nachklang des Minnesangs war der Meistersang vom 14. bis ins 16. Jh. Im ganzen gesehen ist Deutschland im Mittelalter musikalische Provinz geblieben. Die wesentlichen Entwicklungen und künstlerischen Leistungen wurden in Frankreich, Italien, England und Flandern hervorgebracht.

Im profanen Bereich hat es zu allen Zeiten volkssprachliche Lieder gegeben, die mit und ohne instrumenteller Begleitung gesungen wurden.

(s. Accentus, Ars antiqua, Ars nova, Ars subtilior, Antiphon, Antiphonar, Bar, Bordun, Canticum, Cantor, Cantus, Cantus mensuratus, Cantus planus, Cantus vulgi, Chor (Mus.), Choral, Concentus, Conductus, Dasianotation, Diaphonie, Figuralmusik, Geißlerlieder, Gregorianik, Guidonische Hand, Harmonie, Hexachordsystem, Hufnagelnotation, Hymne, Kanon, Kontrafaktur, Kirchenlied, Kirchenmusik, Kirchentöne, Kreuzfahrerlieder, Leich, Lied, Liedarten, Liederhandschriften, Liturgie, Madrigal, Meistersang, Meistersinger, Melismatik, Menestrel, Merker, Mensuralnotation, Messe (kath.), Minnesang, Minnesänger, Modalnotation, Motette, Motetus, Musica Enchiriadis, musikalische Begleitung, Musikensembles, Musikinstrumente, Musik und Kirche, Musik und Medizin, Neumenschrift, Notendruck, Notenzeichen, Notre-Dame-Epoche, Organum, Pilgerlieder, Psalm, Psalmodie, Psalmtöne, Quadratnotation, Schola cantorum, Sequenz, Solmisation, Sphärenharmonie, Spielleute, Stadtpfeifer, Stollenstrophe, Tabulatur, Tanz, Tanzlied, Tanzmusik, Tonar, Trinklied, Tropus, Troubadour, Vagantenlyrik, Volkslied;

Aribo, Boethius, Franco von Köln, Guido von Arezzo, Herimannus Contractus, Hucbald von St. Amand, Jacobus von Lüttich, Tinctoris)

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