Nieswurz, weiße

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Nieswurz, weiße (mhd. wize niese-wurz; botan. Helleborus albus). Zur Familie der Hahnenfußgewächse zählende krautige Pflanze , die in vielen Arten von Europa bis Asien verbreitet ist. Der Name rührt daher, dass der Geruch des pulverisierten Wurzelstocks (Rhizom) starken Niesreiz auslöst. Das in allen Pflanzenteilen enthaltene Helleborein, ein Glykosid, hat starke Wirkung als Herzgift (ähnlich der Herzglykoside des Fingerhuts/Digitalis).

Schon in der Antike war die Pflanze als Heilmittel (v.a. gegen Irresein, Fallsucht, Trübsinn) und als Giftkraut (grch. helein = töten) bekannt. Wegen ihrer drastischen Wirkung sei sie mit größter Vorsicht anzuwenden.

Das mittelalterliche Kräuterbuch Macer floridus qualifiziert sie als wärmend und trocknend jeweils im dritten Grade. Ihm zufolge treibt sie – “von unten eingeführt” – die Leibesfrucht ab, ihr Pulver wirkt als Niesmittel. Nieswurzpulver mit Mus gemischt tötet Mäuse, in Milch dargeboten vernichtet es Fliegen. Die Einnahme des Pulvers löse “Entleerung nach oben” (Erbrechen) aus, heile Mondsüchtige, hülfe im Anfangsstadium von Wassersucht, Aussatz und Starrkrampf, vertreibe Gicht, Schüttelfrost, Magenleiden, chronischen Husten sowie jahrealtes Viertagefieber.

In der mittelalterliche Volksmedizin verwendete man die Nieswurz als Brech- und Abführmittel sowie gegen Harnverhaltung und Wassersucht. Pulverisierte Helleboruswurzel wurde zur Auslösung eines Niesreizes benutzt.

Von der Schwarzen Nieswurz (Helleborus niger) sagt der Macer, dass sie “nicht so gewaltsam wirke” aber ähnliche Heilwirkungen habe.

Niesmittel wurden im Mittelalter auch gegen Apoplexie (Schlaganfall) angewendet.

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