Lexikon des Mittealters | Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen |
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Nivardus von Gent (Magister Nivardus; 12. Jh.) Nicht näher zu bestimmender mlat. Dichter aus Gent. Ihm wird – neben anderen Autoren – der “Ysengrimus” (6.574 Verse; entstanden 1146/48) zugeschrieben, eine mlat. Satire auf das Mönchtum, die als das bedeutendste Tierepos des europ. Mittelalters gilt. Darin verbinden sich volkstümlich-drastische Sprache und klassische Bildung. Hinter Tiergestalten verbergen sich Personen, Typen, Stände, Institutionen seiner Zeit. Der Standpunkt des Autors (Weltverachtung oder Daseinsfreude?) ist wegen der durchgehenden Ironisierung nicht auszumachen. Im Mittelpunkt der 24 Schwänke steht Isengrimus, der “lupus monachus”, dessen Gier – so sein Gegenspieler, Reinardus der Fuchs – bei den Mönchen am besten befriedigt werden könne. Unklar bleibt, welcher aus dem Mönchtum hervorgegangenen Persönlichkeit die ätzend-sarkastischen Angriffe gelten; in Frage kommen Bischof Anselm von Tournai und Papst Eugen III., die beide als betrügerische Herdenhüter, als geldgierige Mönche angesehen wurden. Quellen sind Äsopische Fabeln, karolingische Tiergedichte, “Ecbasis captivi” (s. Tierdichtung), “Fecunda ratis” (s. Sprichwort) und mündliches Erzählgut.