Nonnen

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Nonnen (mhd. nonne, nunne; v. spätlat. nonna = Amme; auch wilvrouwe, v. vil [lat. velum] = Schleier, münechin; lat. monacha, sanctimonialis, virgo monialis, virgo consecrata, sponsa Christi). Die röm. Adlige Marcella hatte 360 das erste westl. Frauenkloster gegründet. Der Gedanke des weibl. Ordenswesens wurde von Ambrosius (339 -97, hl.) und Hieronymus (um 342 – 420, hl.) gefördert, und erfuhr großen Anklang. Sexuelle Enthaltsamkeit der Klosterfrauen war eine grundlegende Verpflichtung. Dabei war es für Frauen verdienstvoller, keusch zu leben als für Männer, da sie als größeren Versuchungen ausgesetzt galten. Zu Beginn des 8. Jh. entstanden, gleichzeitig mit der Missionierung, die ersten Frauenklöster in den rechtsrheinischen Gebieten des Frankenreiches – allerdings nicht, wie in den Heimatländern der missionierenden angelsächsischen Mönche, als Doppelklöster, sondern als reine Nonnenkonvente. Nonnen hatten auch wesentlichen Anteil am weiteren Fortschritt der Missionierung, so etwa Lioba, die neben Bonifatius als die kirchl. Autorität der Mission galt und des öfteren am Hofe Karls d. Gr. weilte. Auf dem Concilium Germanicum (792) wurden die Nonnenklöster auf die Regel des hl. Benedikt verpflichtet, jedoch nahmen sie bald den Charakter von Versorgungsanstalten für adlige Witwen und unverheiratete Töchter an, die gegen Übereignung von Landbesitz im Konvent aufgenommen wurden. So entstand im deutschen Sprachgebiet seit der Karolingerzeit neben streng oboedienten Nonnenklöstern eine Vielzahl von Kanonissenstiften, deren Angehörige persönliches Eigentum besitzen und Mägde zu ihrer Bedienung halten durften; auch waren sie an weniger strenge Fastenregeln gebunden. Ein streng asketisches Leben führten dagegen die weibl. Reklusen, die sich in Einzelzellen einmauern ließen und nur über ein kleines Fenster mit der Außenwelt in Verbindung standen; sie hatten ihre größte Verbreitung im 10. – 12. Jh., um am Ende des Mittelalter gänzlich zu verschwinden. Doppelklöster konnten sich, abgesehen von denen des Birgittenordens, in Deutschland nicht halten.

Um die beträchtlichen Kosten für eine Mitgift zugunsten der erheblich geringeren Stiftung beim Eintritt in ein Kloster zu sparen, gaben besser situierte Familien ihre Töchter noch als Kinder (s. Oblaten) in ein Kloster. Außerdem waren Nonnen erbunfähig und konnten den Familienbesitz nicht schmälern. Erfolgte die Überantwortung junger Mädchen an ein Kloster meist aufgrund dynastischer Erwägungen, so traten erwachsene Frauen aus Enttäuschung, unüberwindbarer Trauer, Lebensuntüchtigkeit oder auch aus Sorge um ihr Seelenheil ein (conversae).

Der Eintritt der Mädchen in ein Kloster erfolgte im Kindesalter, also im Alter von etwa 10 – 12. Jahren. Nach einem üblicherweise einjährigen Noviziat, nach dem noch einmal die Möglichkeit auszutreten und in den Familienverband zurückzukehren gegeben war, erfolgte in der – in vielerlei Hinsicht einer Hochzeitszeremonie gleichenden – Profess (mit Ablegung der Keuschheits- und Gehorsamsgelübde, Weihe, Tonsurierung, Annahme von Ring und Schleier und Einkleidung) die Aufnahme in die Klostergemeinschaft.

Nonnen verrichteten meist keine Feldarbeit, auch die grobe Hausarbeit wurde überwiegend von Mägden oder Laienschwestern besorgt. Ihre Arbeit bestand in Spinnen, Weben, Sticken, Abschreiben von Büchern, Illuminieren, Lesen und Lernen. Einige Nonnen taten sich auf künstlerischem, wissenschaftlichen und literarischem Gebiet hervor, so Hroswith von Gandersheim, die Klausnerin Ava, Hildegard von Bingen, Herrad von Hohenburg u.a.

Als sich im 12./13. Jh. das wissenschaftliche Leben von den Klosterschulen an die Universitäten verlagerte, zu denen die Nonnen keinen Zugang hatten, war ihnen die Möglichkeit zu wissenschaftlicher Betätigung genommen; auf literarischem Gebiet blieben sie jedoch produktiv, wie vor allem Texte mittelalterliche Mystik und volkssprachliche Lieddichtungen belegen. Caritative Tätigkeiten wurden im Mittelalter nur selten von Nonnen ausgeübt, dem standen die strengen Klausurbestimmungen entgegen.

Anfang des 13. Jh. entstanden als Ausdruck einer neuen Frömmigkeit viele Gemeinschaften religiöser Frauen, die dem Ideal der freiwilligen Armut und Keuschheit anhingen. Soweit diese als Zweige bestehender Orden (Prämonstratenser, Zisterzienser, Franziskaner, Dominikaner) approbiert wurden, fanden sie deren seelsorgerische und organisatorische Unterstützung. Wo nicht, lebten sie in einer Grauzone der Religiosität (wie z.B. die Beginen) oder sie wurden als Ketzer verfolgt. Gottesdienst und Seelsorge wurden in den Nonnenklöstern von Mönchspriestern geleistet. Unter ihrer Seelenführung kam die Frauenmystik (s. Mystik) zu ihrer höchsten Blüte.

Über die sittliche Verfassung der Nonnenklöster wurden während des gesamten MA., gehäuft im 14./15. Jh., Klagen und Spott laut. Daraus darf der Schluss gezogen werden, dass sich ein Teil der Klosterfrauen nicht ohne weiteres der klösterlichen Zucht unterworfen haben.

(s. Äbtissin, cura monialium, Klosterleben, Nonnenchor (Arch.), Nonnengewand, Nonnenliteratur, Oberin, Orden)

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