Nowgorod

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Nowgorod (v. russ. Nowy Gorod = Neustadt; auch: Weliki Nowgorod = Groß-N.; in skandinav. Quellen Naugard). Inmitten ausgedehnter Moor- und Waldlandschaften liegt beiderseits des nordrussischen Flusses Wolchow, ca. 60 km unterhalb von dessen Austritt aus dem Ilmensee Nowgorod, eine der ältesten Städte Rußlands (gegr. 859). Über Wasserwege sowohl mit dem Ostseeraum als auch mit dem Schwarzen und mit dem Kaspischen Meer verbunden, wurde der Ort zu einer Drehscheibe des Handels zwischen Skandinavien, Deutschland, Frankreich im christl. Abendland und mit Samarkand, Buchara, Byzanz und den arabischen Ländern im Morgenland. Die Schwäche der Kiewer Zentralmacht im 12./13. Jh. nutzte Nowgorod, das zu der Zeit mehrere 10.000 Einwohner zählte, zur Entwicklung eines politischen und kulturellen Eigenlebens. Groß-Nowgorod erhob sich zu einer unabhängigen Stadtrepublik mit Volksversammlung (“wetsch”), gewähltem Rat und einem – ebenfalls gewählten – regierenden Fürsten. Die Einwohnerschaft hatte in allen Schichten Teil an der Bildung: anders als im restlichen Europa, waren nicht nur Klerus, Adel und Kaufherren, sondern auch gewöhnliche Leute lese- und schreibkundig, wie mehr als 1.000 auf Birkenrinde geschriebene Briefe bekunden, die von Archäologen entziffert wurden. Der Reichtum der Stadt zog viele Künstler an, darunter hervorragende Ikonenmaler, die eine eigene “Schule von Nowgorod” schufen. Neben den vielen kleineren Handelsniederlassungen gab es das bedeutende Kontor ®”St. Petershof” der dt. Hanse. Exportgüter waren vor allem Pottasche, Teer, Pelze, Holz, Honig, Wachs, Met und Bier. Von den verheerenden Mongolenstürmen 1211 – 1241 blieb Nowgorod verschont. Anstelle des überrannten Kiew wurde es vorübergehend Sitz des russischen Großfürsten. Als einziges offenes Tor zum Westen konnte es seinen Reichtum weiter mehren. Nachdem sich das russ. Machtzentrum nach Moskau verlagert hatte, suchten die Moskauer Großfürsten, Nowgorod ihrem Einfluss zu unterwerfen. 1478 erstürmt Iwan III. die Stadt. Die führenden Familien werden deportiert, alle Schätze sowie die Stadtglocke – Symbol der freien Handelsrepublik – nach Moskau verschleppt. Als danach die Hanse und andere Handelsgilden die Stadt verließen, war deren Niedergang endgültig besiegelt.

Ma. Sehenswürdigkeiten: Kreml (11. Jh.) mit Sophienkathedrale (1045-62; mit “Nowgoroder Bronzetür” [um 1152] aus einer Megdeburger Werkstatt), Jaroslawhof (1113), Reste der Befestigungsbauten und zahlreiche weitere Kirchen (12. – 14. Jh.)

(s. Hanse, Kontor)

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