Ochsenhandel

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Ochsenhandel. Um den wachsenden Fleischbedarf in den Ballungsgebieten Mitteleuropas (z.B. Lombardei, Flandern, Schwaben, Nürnberger-Oberpfälzer Raum) decken zu können, wurden im Spätmittelalter (früheste Nachricht 1358) jährlich zwischen April und Oktober etwa 200.000 Schlachtochsen in Herden von 200 bis 600 Stück auf festgelegten Routen („Ochsenstraßen“) in die Vermarktungsorte getrieben. Sie stammten aus den Fürstentümern Moldau und Walachei, aus Jütland und von den dänischen Inseln, besonders aber aus dem Königreich Ungarn. Hier war durch Zuchtwahl bis zum 14./15. Jh. aus dem Steppenrind eine weißgraue, genügsame Rasse mit ausladenden Hörnern entstanden, die sich besonders zum Treiben über große Strecken eignete. Jede Herde wurde von 5 oder 6 berittenen Treibern (ungar. hajduk, eingedeutscht Heiduck) unter einem „Ochsenkapitän“ zusammengehalten. Die Verluste scheinen äußerst gering gewesen zu sein, was auf erstklassige Organisation (von Wasser- und Futterversorgung, Rastplätzen, Flussüberquerungen, Städtepassagen) und auf hohes Können der Treiber schließen lässt. Die ungarische Ochsenstraße begann am Donauknie bei Gran und führte über Wien, St. Pölten, Enns, Schärding, Passau und Straubing nach Regensburg; weiter über Nürnberg und Aschaffenburg in den Rheingau. Die geschilderte Strecke betrug ca. 1.200 Kilometer; bei einer durchschnittlichen Tagesstrecke von 15 km und einigen Rasttagen wurde sie in ca. vier Monaten bewältigt. Um den ohnehin unzulänglichen Zustand der Fernstraßen nicht zusätzlich zu verschlechtern, führten die Ochsenwege abseits der Straßen über festgelegte Routen, an deren Verlauf die Anrainer – durch Bereitstellung von Rastplätzen, Trinkwasser, Viehfutter und Mannschaftsverpflegung – über den Ausgleich der von Herden verursachten Schäden hinaus noch gut verdienten.

Ein früher Beleg für einen Ochsentrieb ist der Bericht eines Frankfurter Gesandten vom Nürnberger Reichstag des Jahres 1358, zu welchem Kaiser Karl IV. auch viele Ochsen für die Verpflegung bestellt hatte.

Wilhelm Abel hat für die im Spätmittelalter 15.000 Einwohner der Hansestadt Lübeck errechnet, dass bei einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 100 kg Ochsenfleisch jährlich 10.0000 Ochsen verzehrt worden sein müssen (bei einem Schlachtgewicht von je rund 150 kg).

(s. Ochse)

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