Ostkolonisation

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Ostkolonisation. Vom deutschsprachigen Raum aus ostwärts gerichtete Missionierungs- und Landgewinnungsbewegungen, über die nach der Völkerwanderungszeit entstandene germanisch-slawische Siedlungsgrenze (Elbe – Saale – Böhmerwald – Inn – Salzach) hinausgreifend. Sie lassen sich in zwei Phasen einteilen:

1.) Die von Bayern ausgehende Kolonisation, die ihren Höhepunkt im 8.-11. Jh. hatte. Passau und Salzburg missionierten entlang der Donau sowie in den Ostalpen bis zur Drau. Die Bistümer Regensburg und Würzburg wirkten im bayer. Nordgau. Die Mainslawen und das Egerland wurde von dem 1007 errichteten Bistum Bamberg aus christianisiert. Im Norden entstanden die Missionsbistümer Magdeburg (968) und Gnesen (1000).

Karl d. Große hatte in den grenznahen slawischen Gebieten Marken angelegt, welche der Grenzsicherung dienten. Die Marken wurden später ausgebaut und dienten als Brückenköpfe für die Erweiterung des Reiches nach Osten.

2.) Parallel zur Binnenkolonisation kam es, besonders im 12. und 13. Jh., zur Neuansiedlung deutscher Bauern in den nunmehr befriedeten Gebieten östlich von Elbe und Saale. Bauernbedrückung und Bevölkerungszunahme brachten während dieser Zeit die Abwanderung von schätzungsweise 200.000 Menschen (F.-W. Henning) aus den altdeutschen Siedlungsgebieten. Eine Triebkraft der Bevölkerungsbewegung war die Befreiung der Siedler von Abgaben, Steuern und Diensten. Die Grundherren im Altsiedelland mussten, um der Landflucht zu steuern, ebenfalls die Belastungen senken.

Die Neusiedler führten ihrerseits die Landnahme nach Osten hin fort. Dabei wurde Landgewinnung nicht nur durch friedliche Rodung unbebauten Landes im Auftrag der ansässigen Landesherrschaft, sondern auch durch Unterdrückung und Vertreibung der einheimischen slawischen Bevölkerung betrieben (eiectio Slavorum). Neben dem bäuerlichen Landesausbau bedeutete Ostkolonisation auch die Ausdehnung kirchlicher wie weltlicher Macht, die Verbreitung von Baukunst und Handwerken, die Einrichtung von Kaufmannsniederlassungen, die Gründung von Fernhandels-, Markt-, Ackerbürger- und Bergbaustädten und die Übertragung des ius teutonicum. (So wurden z.B. das Magdeburger Stadtrecht angenommen in Königsberg, Wilna, Bialystok, Pinsk, Poltawa, Lemberg, Kronstadt, Debrecen und Ofen, das Nürnberger Stadtrecht in Budweis, Pribram, Prag, Pardubitz und Kaaden.)

Die Eroberungs- und Vernichtungszüge deutscher Fürsten wurden päpstlicherseits als “Kreuzzüge” getarnt: als Kreuzfahrer nahmen Albrecht der Bär 1150 Brandenburg und Heinrich der Löwe 1164 die Gebiete der späteren Bistümer Oldenburg, Mecklenburg und Ratzeburg. Auch der Deutschritterorden propagierte seine expansionistischen Übergriffe gegen die Kumanen in Siebenbürgen (1211 – 1225) und gegen die Pruzzen, Litauer und Livländer in den Ostseeländern (1226 – 1402) als Kreuzzüge.

Die Mönchsorden der Zisterzienser und Prämonstratenser leisteten neben ihrer Missionierungstätigkeit Vorbildliches als Kulturvermittler. Als herausragende Förderer der Kolonisation seien die Markgrafen von Meißen (besonders Konrad I. der Große, aus dem sächsischen Wettinerhaus) sowie die Erzbischöfe von Magdeburg genannt.

Durch die Ostkolonisation wurde das deutsche Reichsgebiet um etwa ein Drittel vergrößert. In Böhmen (Sudetengebiet, Iglau), in Polen (angrenzend an Schlesien bis hin nach Galizien und Wolhynien) und in Ungarn (Zips, Siebenbürgen) entstanden deutsche Sprachinseln.

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