Ostung

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Lexikon des Mittealters Leben im Schatten der Zinnen: Burgen des Mittelalters und ihr Alltag
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Ostung (Orientierung). Nach altem ostkirchlichen Brauch war die Altarnische der Basilika nach Osten ausgerichtet, hin zur aufgehenden Sonne, zu der vermuteten Lage der heiligen Stadt Jerusalem. Bei römisch-christl. Kirchen setzte sich die Ostung seit dem Frühmittelalter ebenfalls durch, ohne jedoch verbindlichen Charakter zu erlangen.

Die Ostung war grundlegend für die Vermessungsarbeiten für einen Kirchenbau. Sie geschah durch Anvisieren des Mittelpunkts der Sonnenscheibe beim Aufgang am Horizont an den Tagen der Frühlings- bzw. Herbst-Äquinoktien oder durch geometrische Konstruktion mithilfe eines Gnomons (Schattenstabs). Abweichungen um bis zu 24° nach Norden und 12° nach Süden sind darin begründet, dass die Ostung (und damit der Baubeginn) nicht an den Äquinoktien, sondern am Namenstag des jeweiligen Titularheiligen vorgenommen wurde. Im Spätmittelalter dürfte auch der Kompass zu Hilfe genommen worden sein, wobei fraglich ist, ob und wie der Werkmeister die Missweisung berücksichtigte.

Bei manchen mittelalterliche Kirchen erscheint ein auffälliger Knick in der Längsachse des Grundrisses, etwa zwischen Chor und Langhaus oder in der Langhausachse (“Achsenknick”, “-brechung”). Da Vermessungsfehler bei dem Wissensstand mittelalterliche Baumeister nicht anzunehmen sind, dürfte die wahrscheinlichste Begründung darin zu suchen sein, dass sich während fortschreitenden Baus das Patrozinium geändert hat, dass am Gedenktag des jüngeren Titularheiligen eine neue O-W-Achse festgelegt und die von da an errichteten Bauteile nach der neuen Ostung angelegt worden sind. (Beispiele: Dom in Bautzen, Stiftskirche in Gernrode, ehem. Ritterstiftskirche St. Peter zu Bad Wimpfen im Tal, St. Johannes d. Täufer in Seßlach).)

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