Pilze

Cinque Terre Forest
Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Pilze (auch: Schwämme; mhd. mhd. bülz, bülez, swam, swamme; ahd. buliz; grch. bolites; lat. boletus, fungus). Hier sind nicht die einzelligen Pilzarten (wie etwa die Backhefe) sondern die vielzelligen Arten der Ständerpilze gemeint, wie sie in den Wäldern und Fluren Mitteleuropas vorkommen. Sie stellen den oberirdischen Fruchtkörper der unterirdisch oder in Holz als Fadengeflecht (Myzel) wachsenden eigentlichen Pilzpflanze dar. Pilze haben kein Blattgrün, im Gegensatz zu den Pflanzen, von denen oder von deren Verwesungsprodukten sie sich ernähren (parasitäre oder saprophytäre Ernährungsweise). Da die Pilzsporen ohne Sehhilfe nicht sichtbar sind, nahmen Naturkundige der Antike und des Mittelalter an, dass Pilze aus üblen Ausdünstungen (Miasmen) und Fäulnis entstünden.

Dass es essbare und giftige Pilze gab, war wie in der Antike so auch im Mittelalter bekannt und Speisepilze bildeten – wie Beeren, Nüsse oder Wildobst – einen Teil der mittelalterliche Ernährung aus dem incultum. Plinius (1. Jh.u.Z.) gilt als der erste, der eine genauere Klassifizierung der Pilze vorgenommen hat. Tacitus (1./2. Jh.u.Z.) hielt Pilze, die unter Feigen- und Nadelbäumen wuchsen, für essbar, solche, die unter Zypressen, Eichen oder Buchen wuchsen, für unbekömmlich. Das Kräuterbuch “Macer floridus” (11. Jh.) nennt als Mittel gegen Pilzvergiftung zerstampftes und in Essig eingeweichtes Senfkraut. Hildegard v. Bingen (12. Jh.) unterschied zwischen Pilzen die auf dem Boden wuchsen und solchen, die auf lebenden oder abgestorbenen Baumstämmen gediehen; erstere hielt sie für schädlich, letzteren schrieb sie Heilwirkungen zu, je nachdem auf welchem Holz sie gefunden wurden: Pilze vom Nussbaum hülfen gegen Darmparasiten, solche von Buchen gegen Magenbeschwerden, solche von Weiden gegen Milz- und Lungenleiden u.a.m. – Albertus Magnus (13, Jh.) wertete Pilze wegen ihrer Entstehungsweise aus Fäulnis generell als unbekömmlich.

Im Aberglauben galt der erste Donner des Jahres als Signal dafür, dass die Pilzzeit angebrochen war; wegen ihres Namens galten Donnerstage als beste Tage zum Pilzsuchen. – Da Pilze oft innerhalb kurzer Zeit und in großer Menge aus dem Boden sprießen, galten sie als Symbol der Fruchtbarkeit. – Die ringförmige Anordnung mancher Pilzarten wurde Versammlungs- oder Tanzplätze von Hexen- oder Feen angesehen (Hexen-, Feenringe). – Als Vorzeichen für schlechte Ernte und große Teuerung wurde gedeutet, wenn nach einem regenreichen Sommer eine reiche Pilzernte anstand. – Bestimmte Pilze galten als Hexenpilze, so etwa der junge Fruchtkörper der Stinkmorchel (Hexenei, Phallus impudicus), manche Trüffeln wurden zum Liebeszauber gebraucht (z.B. die Hirschtrüffel/Elaphomyces), andere (z.B. Satansröhrlinge oder Knollenblätterpilze) mischte man mit Vergiftungsabsicht unters Essen, wieder andere (z.B. den Fliegenpilz) kannte man als Rauschdroge und Mittel gegen die Fliegenplage. Aus dem an toten Baumstämmen wachsenden Feuerschwamm bereitete man ® Zunder zum Feuermachen sowie Brennkegel zum Kauterisieren.

(s. Brennen (Med.), Drogen)

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