Piraten

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Lexikon des Mittealters Zwischen Zinnen und Alltag - Das Leben auf mittelalterlichen Burgen
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Piraten (mhd. pirate, v. lat. piratae = die Seeräuber; im 15. Jh. aus d. Ital. entlehnt; mhd. merrouber = Seeräuber, mndd. serovere). Reisende waren im Mittelalter auf Land- und Seewegen gleichermaßen von Raubüberfällen bedroht. Waren es im Mittelmeer vom 7. Jh. an überwiegend Sarazenen, die von der nordafrikanischen Küste und den Inseln aus das Mittelmeer, Italien und Südfrankreich heimsuchten, so wurden Nord- und Ostsee, die Brit. Inseln und das Frankenreich vom 8. bis zum 10. Jh. von den Nordmännern (s. Wikinger) unsicher gemacht. Im Spätmittelalter wandten sich viele ins Elend Gefallene und Entwurzelte dem Seeraub als Erwerbsquelle zu. Als ®”Vitalienbrüder” bekannte Freibeuter unternahmen im Verlauf des Krieges zwischen Mecklenburg und Dänemark Kaperfahrten in der Ostsee. Nachdem sie begonnen hatten, statt für ihren mecklenburgischen Auftragggeber auf eigene Rechnung zu operieren, wurden sie aus der Ostsee vertrieben und wichen vor die friesischen Küsten der Nordsee aus.

Piraten waren auf Erbeutung von Schiffen und Ladung aus, sowie auf Gefangennahme von Besatzungen, soweit sich diese zur Lösegelderpressung, zum Auftrieb auf den Sklavenmärkten oder zur eigenen Verwendung als Galeerensklaven eigneten. Zum besseren Schutz vor Überfällen schlossen sich Kaufleute zu Gilden oder Hansen zusammen, ließen ihre Schiffe in Konvois (entsprechend den Karawanen zu Lande) fahren und sicherten sich den Schutz mächtiger Herren. (Allerdings waren diese oft genug mit Piraten im Bunde, wenn es darum ging, Feinde oder Konkurrenten zu schädigen.) Da Kaufleute stets die Gefahr vor Augen hatten, ihrer Barschaft beraubt zu werden, reisten sie mit möglichst wenig Bargeld. Aus dieser Notwendigkeit dürfte sich u.a. der Übergang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr im Spätmittelalter hergeleitet haben.

Piratenschiffe entsprachen zeitgenössischen Handelsschiffen, waren aber kriegsmäßig bewaffnet und mit Mannschaften versehen, die stark genug zum Entern von Schiffen und zur Überwältigung von deren Mannschaft waren. Im Sinne größerer Schnelligkeit und Wendigkeit waren sie mit Segeln und Ruderreihen ausgerüstet. Als Ruderknechte dienten Gefangene und Sklaven.

Zu einem ersten Vertrag zur gemeinsamen Sicherung der Seeschifffahrt kam es 1259 zwischen den Städten Lübeck, Wismar und Rostock. Von der Brisanz des Seeräuber-Unwesens zeugt auch ein Bündnis zu dessen gemeinsamer Bekämpfung, das die Städte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Hamburg mit dem dänischen König und norddeutschen Fürsten in den Jahren 1338 bis 1341 schlossen. Seit den letzten Jahrzehnten des 14. Jh. gibt es Beispiele dafür, dass die Städte Freibeuter anwarben, um ihre Politik gegenüber anderen Mächten mittels Kaperkriegs durchzusetzen.

Von einem Fall binnenländischer Piraterie berichtet A. Hutter in dem Magazin “DAMALS” (2/2012, S. 74-77): heidnische Piraten hätten auf dem Traunsee (Oberösterreich, Salzkammergut) auf der Höhe des heutigen Traunkirchen Salzschiffe gekapert, die von einer Saline an der oberen Traun kommend den See Richtung Traunausfluss und Donau durchquerten. Dem Unwesen sei nach längerer Dauer erst gegen 1000 ein Ende gemacht worden.

(s. Auslieger, Kaper)

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